Eigentlich wollte Theresa May über den "britischen Traum" sprechen, der in Wirklichkeit ein Menschheitsanliegen ist: die Fürsorge von Eltern und Großeltern für die junge Generation; Hoffnung auf eine bessere Welt, auf ein sicheres Leben in Frieden und Wohlstand.

Stattdessen geriet die Parteitagsrede der britischen Premierministerin zum Albtraum. Immer wieder musste die erkältete Konservative ihren Vortrag wegen Hustenanfällen unterbrechen; ein Komödiant, der alle Sicherheitskontrollen überwunden hatte, reichte ihr ein Kündigungsformular; schließlich fielen auch noch die Buchstaben des Slogans ("Ein Land für alle") hinter der Rednerin von der Wand. So viel zur Qualitätsarbeit im "globalen Britannien".

Paradoxerweise könnten die Pannen der schlingernden Regierungschefin nützen. Auf jeden Fall brachten sie May Respekt dafür ein, dass sie durchgehalten hatte – ganz nach ihrem Motto, sie und ihr Kabinett müssten ihre Pflicht für das Land tun. Vor allem aber lenkten das Gehuste und der böse Scherz von der Inhaltsleere des Gesagten ab.

Immerhin entschuldigte sich die Parteichefin endlich für die vom Zaun gebrochene Unterhauswahl, die ihre Partei die Mandatsmehrheit im Unterhaus gekostet hat. Aber Einzelheiten zum Brexit, Vorschläge zur Heilung der tief gespaltenen Nation oder Details zum geplanten Bau von Sozialwohnungen blieb May schuldig, von Themen wie Klimawandel und Nordkorea-Krise ganz zu schweigen. (Sebastian Borger, 4.10.2017)