Las Vegas/Gumpoldskirchen – Der österreichische Glücksspielriese Novomatic will Weltmarktführer werden: "Das soll in einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren gelingen", kündigte Novomatic-CEO Harald Neumann im APA-Interview im Rahmen der bedeutenden Glücksspielmesse G2E an. Die Messe geht derzeit in Las Vegas über die Bühne. In Europa ist Novomatic bereits deutliche Nummer eins, weltweit matcht man sich derzeit um Rang drei.
Das Wachstum, das Novomatic anstrebt, muss natürlich auch finanziert werden. Erst kürzlich wurde aber ein etwaiger IPO noch im heurigen Jahr abgesagt: "Das haben wir uns sehr wohlüberlegt, denn natürlich ist auch ein IPO eine mögliche Finanzierungsoption", betonte Neumann. "Wir wollen weiter wachsen und wir müssen, um Weltmarktführer zu werden, auch künftig viel Geld für Akquisitionen in die Hand nehmen."
Neue Glücksspielgesetze in Deutschland und Italien
Es brauche in einigen Punkten aber noch etwas mehr Klarheit, um eine neue Finanzierung, welcher Art auch immer, zu entscheiden. So kommen in Deutschland und in Italien neue regulatorische Regeln auf den Glücksspielmarkt zu: Auch wenn diese den Konzern laut Neumann schlussendlich stärken würden, gebe es hierbei Herausforderungen. Der erfolgte Zukauf der Mehrheitsanteile der australischen Glücksspielfirma Ainsworth braucht zudem noch einige Genehmigungen. Diese erwartet sich Neumann bis Jahresende.
Eile habe man keine: Einerseits würden die Märkte attraktiv bleiben und zudem gebe es natürlich auch andere Finanzierungsmöglichkeiten als einen IPO, so der Konzernchef. "Nachdem es derzeit keine Notwendigkeit ist (an die Börse zu gehen, Anm.), schauen wir uns an, ob wir dazu nächstes Jahr wieder Überlegungen starten oder nicht. Es gibt auch andere Finanzierungsmöglichkeiten", betonte Neumann. Laut Experten würde Wien lediglich als Zweitnotierungsplatz in Frage kommen. Begründet wird das mit der Internationalität des Novomatic-Konzerns. Eine Erstnotiz erscheint in erster Linie in Frankfurt realistisch, da in Großbritannien (London) der Brexit bevorsteht.
Marktanteil von Ainsworth steigern
Auf der G2E so groß vertreten zu sein, hat laut Neumann im Sinne der internationalen Strategie von Novomatic nicht nur den Zweck, Präsenz zu zeigen. "Wenn man die Nummer 1 weltweit sein will, dann braucht man einen höheren Marktanteil in den USA", so Neumann. Zum Erfolg in Nordamerika will man mit der erwähnten 53-Prozent-Beteiligung Ainsworth kommen, die am US-Markt schon vertreten ist. Der derzeitige Marktanteil von Ainsworth "soll von derzeit drei bis vier Prozent in den nächsten Jahren auf zehn Prozent gesteigert werden".
Dass Novomatic Europa-Marktführer ist, gelang dank einer Kombination von selbst entwickelten Spielautomaten und dem Betrieb von Spielhallen. So gelingt es der Firma – wenn eigene Automaten in ihren Hallen erfolgreich sind -, auch andere Hallenbetreiber von der Verwendung von Novomatic-Geräten zu überzeugen.
Mehr als 2.000 Spielhallen in Europa
In Europa hat Novomatic mehr als 2.000 Spielhallen mit 70.000 Maschinen. Zwar sind die Investitionen hoch, weil auch Hallen betrieben werden, aber schlussendlich dürfte sich das Geschäftsmodell doch lohnen. Am US-Markt spielt sich dieses Geschäftsmodell im Wortsinn nicht. Hier geht es rein darum, die Geräte auf den Markt zu bringen.
Die Firma betreibt nicht nur Spielhallen und stellt Spielautomaten her sondern ist auch im Sportwetten- und Lotterienbereich aktiv (beispielsweise Admiral). Zum Novomatic-Imperium gehören mittlerweile rund 220 vollkonsolidierte Firmen weltweit. 2015 waren es 188. Der Umsatz betrug voriges Jahr rund 2,3 Milliarden Euro, der Gewinn – durch Zukäufe gedrückt – knapp 160 Millionen Euro. So ließ sich die von Johann Graf, inzwischen einer der reichsten Österreicher, gegründete Firma die 53 Prozent an Ainsworth im Vorjahr 473 Millionen australische Dollar (336 Millionen Euro) kosten.
Der durchschnittliche Mitarbeiterstand stieg 2016 auf 23.391 Personen. Rund 3.000 Jobs davon finden sich in Österreich. (APA, 5.10.2017)