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Medikamente zur Blutdrucksenkung könnten Krebs vorbeugen.

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Groß angelegte vorausschauende Studien mit Placebo-Gruppen fehlen zwar noch, dennoch könnten die weltweit milliardenfach verwendeten Renin-Angiotensin-Inhibitioren (vor allem ACE-Hemmer und Angiotensinrezeptor-Blocker) zur Blutdrucksenkung und Behandlung von chronischer Herzschwäche, einen Krebs hemmenden Effekt haben.

Das stellen Matthias Pinter (Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie MedUni Wien/AK) und sein Co-Autor Rakesh Jain (Harvard University/Boston/USA) in einer Übersichtsarbeit in Science Translational Medicine fest. Zwar hätte eine Meta-Analyse zahlreicher Studien, die im Jahr 2010 publiziert worden ist, darauf hingewiesen, dass es bei Patienten unter ACE-Hemmern etc. häufiger zu Krebserkrankungen gekommen sei, diese Resultate hätten sich aber nicht bewahrheitet.

Vielmehr sei Angiotensin II als wesentliches den Blutdruck steigernde körpereigene Enzym auch für ein für Tumoren positiv wirkendes Mikro-Umfeld wichtig. "Das Renin-Angiotensin-System (RAS; Anm.) fördert die Tumor-assoziierte Entzündung und das Einwandern von das Tumorwachstum fördernden Immunzellen. Beides verstärkt die Unterdrückung der Immunantwort auf lokaler Ebene", so die Experten.

Verringerte Aggressivität

Umgekehrt hätten mehrere Studien gezeigt, dass RAS-Inhibitoren (vor allem ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptor-Inhibitoren) die Aggressivität von Prostatakarzinomen verringere. Entsprechende Daten seien auch aus Tiermodellen abzuleiten.

Bei Patienten mit Cisplatin-Therapie und solchen Medikamenten hätte sich beispielsweise bei Kranken mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom die durchschnittliche Überlebensdauer um rund drei Monate erhöht, bei fortgeschrittener Magenkarzinom-Erkrankung um 5,7 und bei fortgeschrittenem Dünndarmkrebs um elf Monate. Gleichzeitig seien die Nebenwirkungen der Cisplatin-Therapie geringer gewesen.

Der Vorteil einer zusätzlichen Verwendung von ACE-Hemmern und den ähnlich wirkenden Blutdruckmedikamente läge daran, dass es mit ihnen milliardenfache Erfahrung gibt. Sie sind an sich gut verträglich, eventuelle Nebenwirkungen sehr gut bekannt. (APA, 5.10.2017)