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Geflüchtete Kinder sollen entlang der Balkanroute "systematischer Gewalt" ausgesetzt worden sein.

Foto: AP/Petros Karadjias

Belgrad/Wien – Ärzte ohne Grenzen erhebt schwere Vorwürfe gegen die EU-Grenzschutzbehörden und der Polizei an der serbischen Grenze zu Bulgarien, Kroatien sowie Ungarn. "Kinder und Jugendliche auf der Flucht sind an den Grenzen entlang der Balkanroute systematischer Gewalt ausgesetzt", wie der am Donnerstag veröffentlichte Bericht "Games of Violence" der Hilfsorganisation kritisiert.

Der Bericht stützt sich auf medizinische Daten und Aussagen junger Patienten. Die Geschichten der Kinder und Jugendlichen "ähneln einander sehr: Junge Menschen werden geschlagen, gedemütigt, mit Hunden gejagt. Die körperlichen und psychischen Verletzungen, die unsere Teams behandeln, sind zum überwiegenden Teil die unmittelbaren Folgen dieser Gewalt", erzählt Marcus Bachmann vom Wiener Büro von Ärzten ohne Grenzen (Medecins Sans Frontieres/MSF) in einer Aussendung.

92 Prozent sprechen von Misshandlungen

Im ersten Halbjahr hätten 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen in MSF-Einrichtungen von solchen Misshandlungen berichtet. Knapp die Hälfte der Kinder sprach von Gewalt seitens der bulgarischen Behörden. MSF-Teams, die seit Jahresbeginn in der serbischen Hauptstadt Belgrad Migranten in inoffiziellen Lagern Betreuung anbieten, dokumentierten in den ersten sechs Monaten "62 Vorfälle vorsätzlicher Gewalt an der ungarischen Grenze und 24 Vorfälle an der kroatischen Grenzen", heißt es in dem Bericht.

Es könne nicht sein, kritisiert Bachmann, dass die EU-Staaten "vorsätzlich Gewalt gegen Kinder und junge Erwachsene einsetzen, um sie davon abzuhalten, innerhalb der EU um Asyl anzusuchen. Dieses Vorgehen ist auch kontraproduktiv: Es hält Kinder und Jugendliche nicht von ihrem Vorhaben ab, sondern treibt sie in die Hände jener Schlepper, die die EU und ihre Mitgliedsstaaten vorgeben zu bekämpfen." (APA, 5.10.2017)