Untervermietungen von Lokalen oder Parkplätzen, Kommunikationstools für Vermieter und Hausverwalter oder Mängelmanagement: Die Ideen der Proptech-Szene sind so bunt wie ihr Forum auf der Expo Real.

Foto: Messe München

In dem ansprechend gestalteten "Real Estate Innovation Network"-Forum auf der Expo Real war immer viel los.

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Sie heißen Moderan, ParkBee oder Go-PopUp, und sie haben sich dank neuer Technologien in Marktnischen gesetzt, die die alteingesessene und bekanntermaßen eher konservativ denkende Immobilienwirtschaft noch nicht besetzt oder überhaupt nicht erst entstehen lassen hat. Die Rede ist von sogenannten Proptechs – das ist ein relativ neuer Begriff für Start-ups, die mit digitalen Lösungen in mittlerweile zahlreichen Geschäftsfeldern der Immowirtschaft reüssieren. Auf der jüngsten Immobilienmesse Expo Real in München hat man ihnen ein eigenes Forum namens Real Estate Innovation Network gewidmet, auf dem sie sich präsentieren und vernetzen konnten.

Mietvertrags-Management

Zum Beispiel Moderan, das ursprünglich in der estnischen Hauptstadt Tallinn gegründet wurde und mittlerweile auch einen Sitz in Frankfurt am Main hat. Es bietet Vermietern von Gewerbeflächen die Möglichkeit, ihre meist zahlreichen existierenden Mietverträge bzw. -verhältnisse besser verwalten zu können. "Die meisten verwenden immer noch Excel-Listen", sagt Gründerin Kristi Hakkaja zum STANDARD. Moderan will hier eine wesentlich einfachere, Cloud-basierte Lösung anbieten, die unter anderem an auslaufende Fristen erinnert und automatische Reportings ermöglicht.

15 Unternehmen würden das Angebot schon nutzen, sagt Hakkaja. Die Kosten betragen derzeit 16 Euro pro Nutzer und Monat, Zielgruppe sind kleinere und mittelgroße Unternehmen mit entsprechend schlanken Asset-Management-Teams.

Ideen aus der Praxis

Die Idee für "Moderan" hatte Kogründer Raiko Uri, der als Fondsmanager den Bedarf erkannte und sich auch gleich um die Lösung kümmerte. Eine Geschichte, die viele Proptechs gemeinsam haben.

Der Gründer des österreichischen Start-ups PlanRadar etwa, Domagoj Dolinsek, war früher als Bauleiter häufig auf Baustellen und erkannte den Bedarf nach einer Software zur effizienten Verwaltung von Baumängeln. Dolinsek stellte nun ebenfalls in München seine Software vor, als eines von fünf heimischen Start-ups, die es ins Finale des Proptech-Wettbewerbs der Expo Real schafften. Die Endauswahl für die Start-ups aus Österreich und CEE fand im Rahmen der von der IG Lebenszyklus Bau organisierten und am 12. September in Wien verliehenen DBS Awards 2017 statt.

Wie PlanRadar oder Moderan folgen viele dieser Proptechs einem B2B-Konzept, richten sich also an Firmen als Kunden. Das gilt auch für die Data Science Gmbh des Salzburgers Wolfgang Brunauer. Mit dem Produkt ImmAzing bietet er eine sowohl auf Angebots- als auch auf Kaufpreisen basierende und auf weitere Datenquellen zugreifende automatisierte Immobilienbewertung, die Gutachtern das Leben erleichtern soll.

Flächenvermittler und Kommunikations-Tools

Das eingangs erwähnte Go-PopUp wiederum hat sich darauf spezialisiert, Flächen in Shoppingcentern und Erdgeschoßlokalen tageweise zu vermieten – hauptsächlich an Unternehmen, die neue Marken "ausprobieren" wollen, wie Gründer Patrick Burkert erklärt. Mit kurzfristig angemieteten Flächen lässt sich das besser bewerkstelligen als mit einem gleich für Jahre angemieteten Geschäftslokal. Auch in Wien hat Go-PopUp, das aus der Verschmelzung eines Berliner und eines Barceloner Start-ups entstand, schon zwei Mitarbeiter und zahlreiche Flächen im Angebot.

An Konsumenten wiederum richtet sich etwa ParkBee aus den Niederlanden. Über die App werden Parkplätze in Büro- und Wohngebäuden vermittelt, die nachts beziehungsweise tagsüber nicht genutzt werden. Eine ganz ähnliche Idee setzte allerdings auch das Wiener Start-up Payuca bereits um.

Als Angebot zur besseren Organisation der Kommunikation zwischen Gebäudeeigentümern und -nutzern bzw. zwischen den einzelnen Nutzern untereinander – sowohl in Gewerbe- als auch Wohnimmobilien – brachten Schweizer Gründer die App Allthings auf den Markt. Es handelt sich dabei um ein Spin-off der ETH Zürich.

Zukunft offen

Ganz allgemein waren die Präsentationen der einzelnen Proptechs im Plenum des Rein-Forums der Expo Real meist recht gut besucht. Welche dieser Immo-Start-ups aber wirklich gekommen sind, um zu bleiben, wird sich weisen. (Martin Putschögl aus München, 7.10.2017)