Berlin/Paris – Die Dachverbände der Juden in Deutschland und Frankreich haben AfD und Front National als Bedrohung des jüdischen Lebens bezeichnet. Die seit Jahrzehnten gepflegte Tradition, Kontakt zu allen Parlamentsparteien zu halten, lasse sich deshalb nicht fortführen, schreiben die Vorsitzenden, Josef Schuster und Francis Kalifat, in einem gemeinsamen Beitrag für die "Welt" und "Le Figaro" (Samstag).

"Wir schätzen politischen Pluralismus in der Demokratie. Gerade deshalb sehen wir keine Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit der AfD oder dem Front National", betonten die beiden.

Nazi-Sprech und Kippa-Verbot

In Deutschland scheuten einzelne AfD-Politiker nicht vor einem Sprachgebrauch aus der Nazi-Zeit zurück, wenn sie etwa von "Umvolkung" redeten oder forderten, die Vokabel "völkisch" wieder positiv zu besetzen, heißt es in dem Beitrag. In Frankreich stellten die Rechtsextremisten jüdisches Leben infrage, indem sie davon sprächen, das Tragen der Kippa in der Öffentlichkeit und das Schächten zu verbieten.

"Rechtspopulisten geben sich gerne als Freunde Israels oder von Juden aus", schreiben die beiden Autoren, "doch das sind sehr durchschaubare Manöver, mit denen sie versuchen, nach jüdischen Wählern zu fischen". Umso wichtiger sei es den jüdischen Dachverbänden, deutlich zu machen: "AfD und Front National sind keine Partner für uns, sondern eine Bedrohung des jüdischen Lebens in Deutschland und Frankreich." In der jüdischen Gemeinschaft in Frankreich und in Deutschland läuteten längst die Alarmglocken. "Dies sollte auch für andere Menschen in unseren Ländern ein Warnsignal sein." (APA, 7.10.2017)