Für viele Frauen und Mädchen sind verbale Belästigungen in der Öffentlichkeit Alltag.

Foto: APA/AFP/CHANDAN KHANNA

"Ich weiß, was ich mit dir tun würde, Baby" – es sind Sprüche wie dieser, mit denen Noa Jansma und alle anderen Frauen und Mädchen fast täglich konfrontiert werden. Der 20-jährigen Niederländerin rufen in den Straßen von Amsterdam immer wieder fremde Männer hinterher. Auf ihrem Instagram-Account "Dearcatcallers" hat sie einen Monat lang jene Männer abgebildet, die ihr anzügliche Sprüche nachgerufen hatten – als Beispiel dafür, wie häufig Frauen sexuell objektiviert werden, und als öffentlichen Protest.

"Sie spielen mit uns. Das gibt mir das Gefühl, kein Mensch, sondern bloß ein Sexobjekt zu sein", erklärt Jansma im Gespräch mit dem "Süddeutsche Zeitung Magazin". Mit ihrem Fotoprojekt will sie diese Positionierung verändern und die Kontrolle zurückgewinnen: Auf den Bildern sind es die Männer, die als Objekte zur Schau gestellt werden. Sie posieren fröhlich neben der Frau, fast als wären sie stolz auf ihr Verhalten. Die jeweiligen verbalen Belästigungen sind in der Bildunterschrift zu lesen.

Dass es noch sehr am Bewusstsein dafür mangelt, was ein solches Verhalten in Frauen auslöst, zeigte Jansma auch eine Diskussion an ihrer Uni: Einige Kommilitoninnen klagten darüber, während die männlichen Kursteilnehmer eine deutlich andere Sichtweise auf das Thema "Cat Calling" (deutsch: jemandem nachrufen) hatten – und kein Bewusstsein dafür, wie häufig Frauen im Alltag mit erniedrigenden Sprüchen konfrontiert werden. Das gab der 20-Jährigen den Anstoß, es mit ihren Bildern öffentlich zu zeigen. 275.000 Menschen folgen der Aktivistin mittlerweile. Mit dem Hashtag "Dearcatcallers" ruft sie Betroffene dazu auf, die Debatte weiterzuführen. (nch, 9.10.2017)