Wien – Die Folgen des Klimawandels auf Fauna und Flora lassen sich kaum abschwächen – nur rasche und ambitionierte Maßnahmen zur Verringerung der globalen Erwärmung könnten noch helfen, die Artenvielfalt in Europa zu erhalten, berichten Wiener Forscher. Sie schreiben im Fachjournal "Nature Climate Change", dass selbst beträchtlicher Aufwand das Aussterben von vielen Pflanzen und Tieren sonst nicht verhindern wird.

Ein Forscherteam um Johannes Wessely vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien hat mit einem Computermodell untersucht, wie die Zukunft von 51 Pflanzen-, Schmetterlings- und Heuschreckenarten im Alpenraum (Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Südtirol und Süddeutschland) aussieht, wenn der Klimawandel weiter fortschreitet. Dabei berücksichtigten sie auch Szenarien mit unterschiedlich fragmentierten Lebensräumen.

Viele Tier- und Pflanzenarten versuchen sich nämlich dem Klimawandel durch Abwanderung in günstigere Gebiete anzupassen, aber die intensiv vom Menschen genutzten Landschaften lassen das oft nicht zu. "Es gehen immer mehr natürliche Lebensräume durch Flächenversiegelung, Städtebau und intensivere Landwirtschaft verloren", sagte Wessely.

Jede fünfte Art könnte verschwinden

Die Modelle sagen voraus, dass im Untersuchungsgebiet jede fünfte Art im Lauf des Jahrhunderts aufgrund der globalen Erwärmung aussterben und die verbleibenden Pflanzen und Tiere würden stark dezimiert werden. Selbst mit großem Ressourceneinsatz sei dies nicht zu verhindern. Deshalb wäre es wichtig, gegen den Klimawandel möglichst ambitioniert vorzugehen und nicht nur zu versuchen, seine Auswirkungen in den Griff zu bekommen.

Was den betroffenen Spezies aber helfen würde, wären Korridore zwischen den Schutzgebieten. Es gebe zum Beispiel in Naturschutzgebieten oft künstlich aufgeforstete Nadelwälder, die man in natürliche Laubwälder umwandeln sollte, so Wessely. Auch eine Extensivierung der Landwirtschaft wäre sinnvoll. "Wiesen werden hierzulande sehr intensiv genutzt und stark gedüngt, und das ist für viele Arten schlecht", sagte der Forscher. Die heimischen Pflanzen und Tiere würden sehr davon profitieren, wenn die Landwirte ihre Weideflächen weniger oft düngten und seltener mähten. (APA, 9.10.2017)