Eine Szene aus glücklicheren Zeiten: Julia (Seyneb Saleh) in den Armen ihres Romeo (Tim Breyvogel).

Foto: Alexi Pelekanos

St. Pölten – Hätten Sie's gewusst? Die erste Betrübnis Romeos in Liebesdingen gilt gar nicht Julia, sondern Rosalind. Verfeindete Familien sind da sein Problem nicht, sondern dass jene Jungfernschaft geschworen hat. Doch schnell ist sie vergessen, als viel schöner und auch empfänglicher zeigt sich bald Julia. Ein Kalender an der Rückwand des Landestheaters Niederösterreich zeigt beim Kennenlernen den Sonntag an, am Montag ist das Paar vermählt, am Donnerstag tot.

Mit wenigen "Weh" und "Oh" inszeniert Sebastian Schug. Tim Breyvogel ist zwar ein schmachtender Romeo, aber Seyneb Saleh gibt seine Angebetete als ein junges, wildes Ding. Um zu hüpfen, zu laufen, zu wirbeln, rafft sie den unschuldsweißen Kittel. Das gesamte Ensemble leistet tolle Spiel- und Sprecharbeit, ganz natürlich kommen die Verse. Besonders viele wurden Mercutio angedichtet: Elzemarieke de Vos spuckt genüsslich Zoten und Zynismus.

Ein wenig karg nimmt sich dagegen die Bühne (Christian Kiehl) aus. Sie bleibt durchweg schwarz und nebelig; rund um ein als Tanzplattform, Liebeslager und Totenbett vieler Art eingesetztes Podest wirkt sie etwas zusammengeschustert. Ihren Dienst als Herzstück der Inszenierung tut stattdessen eine querbeet geerntete Musikauswahl (Johannes Winde). Fazit: Fast alle haben schon einmal über Liebe und Tod gesungen, das Ensemble tut's nicht schlechter als die Konserve. Dennoch ist das kein allzu starker Einfall der auch ohne Farben poppigen Regie. (wurm, 9.10.2017)