Elektronenmikroskopische Aufnahme der Spermien eines Bennett-Kängurus.
Foto: Dagmar Viertel

Berlin – Die Spermien von Kängurus haben eine überaus lästige Eigenschaft: Wenn man sie tiefkühlt, sind sie nach dem Auftauen so stark geschädigt, dass sie nicht mehr für eine Besamung verwendet werden können. Was unter natürlichen Umständen ohne Belang wäre, wird zum Hindernis, wenn tiefgefrorene Samenzellen für eine sogenannte assistierte Reproduktion gebraucht werden. Eine künstliche Besamung mit zuvor konservierten Spermien kann die genetische Vielfalt in kleinen Tierpopulationen verbessern und damit ihre Überlebenschancen erhöhen.

Und das ist bei manchen Kängurus notwendig, wie der Forschungsverbund Berlin berichtet: Fast ein Fünftel der 67 heute lebenden Känguru-Arten werden nach der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) als stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht eingestuft. Vier Arten galten im Jahre 2016 sogar als bereits ausgestorben.

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Die Spezies hinter dem Spermium: zwei Bennett-Kängurus.
Foto: APA/EPA/CAROLINEÜSEIDEL

Um herauszufinden, was bei Kängurus das Problem ist, haben Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung und der Universität Leipzig die Zusammensetzung von Spermien verschiedener Känguruarten mittels Massenspektrometrie analysiert. Es zeigte sich, dass die Membranen aller untersuchten Spermien Lipide mit einer ungewöhnlichen Fettsäure, der Docosatriensäure, enthalten.

"Diese Fettsäure haben wir bisher in Spermien anderer Säugetierarten nicht gefunden", sagt Ulrike Jakop vom Leibniz-Institut. Dieser Unterschied könnte also erklären, warum die Membranen von Känguruspermien nach dem Auftauen oft zerstört sind und die Kryokonservierung daher in der Regel erfolglos bleibt. Vorerst ist dies aber nur ein Verdacht. Ob die Fettsäure tatsächlich die Ursache ist, bedarf weiterer Untersuchungen. (red, 16. 10. 2017)