Es gibt wohl leichtere politische Aufgaben, als auf einem belebten Bauernmarkt Wahlwerbefolder zu verteilen. Oft verschwinden die Zettel, die Flora Petrik verteilt, rasch unter der Budel der Marktfrauen.

Foto: der Plankenauer

Unverdrossen versuchte sie ins Gespräch zu kommen: Flora Petrik.

Foto: der Plankenauer

Graz – Es ist in der Früh schon verdammt kalt an diesen Oktobertagen. Idealerweise hatten die Parteihelfer den Infostand im sonnig beschienenen Abschnitt des Lendplatzes aufgebaut. Der rote Sonnenschirm mit dem KPÖ-Logo dient jetzt weniger zur Beschattung denn als optischer Hinweisgeber für die Marktbesucher.

Es läuft zäh an in den frühen Vormittagsstunden. Die Passanten blicken noch müde drein und kaum hoch. Viele winken ab, wenn ihnen die KPÖ-Politiker Folder in die Hand drücken wollen.

Flora Petrik, die junge Grüne, die mit ihren Gefolgsleuten von der Mutterpartei im Zuge des internen Streites um die Jugendorganisation rausgeschmissen worden ist, hat sich ja für die Wahl der KPÖ angeschlossen, weswegen sich die KPÖ jetzt KPÖ plus nennt. Flora Petrik kam angereist, um den Grazer Kommunisten im Wahlkampf beizustehen. Unverdrossen versucht auch sie, mit Marktbesuchern und Standlern ins Gespräch zu kommen.

Wenig Interesse

Was nur selten gelingt. Jeder will einkaufen, gustieren und im Grunde nicht von Wahlkampfzettelverteilern belästigt werden. So bleibt die kleine KPÖ-Gruppe vorerst eher unter sich: Landtagsabgeordnete Claudia Klimt-Weithaler, KPÖ-Stadträtin Elke Kehr und Flora Petrik und mit ihnen eine Handvoll treuer KPÖ-Wahlhelfer. Für Yildiz Alaettin ist es jedenfalls selbstverständlich, dass er hier, auch wenn's saukalt ist, steht und für die KPÖ wirbt. Er ist Kurde, seit 30 Jahren in Österreich, "österreichischer Staatsbürger", wie er betont, und KPÖ-Anhänger. "Die KPÖ ist gut für Leute, die Hilfe brauchen. Vor allem wenn sie eine Wohnung brauchen, sind sie da." Deshalb werbe er auch für die Partei und verteile Folder.

"Darf ich da endlich durch?", grummelt eine ältere, adrett gekleidete Dame, die auf den Gemüsestand mit den Zucchini, Kürbissen, Radieschen und Blumen zusteuert. Die Petition der Kommunisten "Wohnen darf nicht arm machen", die ihr Landtagsabgeordnete Klimt-Weithaler hinhält, würdigt sie keines Blickes.

"Nicht wahlberechtigt"

Bei Christian Birke, er ist Softwareentwickler, hat Weithaler mehr Glück. Er und seine Begleiterin unterzeichnen sofort: "Die KPÖ engagiert sich bei sozialen Themen und ganz speziell für das Problem Wohnen. Ich meine, es trifft auf mich ja nicht zu, ich bin Besitzer einer Wohnung, ich habe Wohnungseigentum, aber mir gefällt, dass sich die KPÖ für die Schwächeren einsetzt und sich um einen Ausgleich zwischen den Schichten bemüht, damit die Gesellschaft nicht auseinanderdriftet. Das gefällt mir." An sich könne er sich durchaus vorstellen, die KPÖ zu wählen. "Aber ich bin als Deutscher leider nicht wahlberechtigt", sagt Birke.

Flora Petrik, die junge KPÖ-Grüne, stapft unterdessen unverdrossen durch die Marktgänge, drückt den Standlerinnen Folder in die Hand, die das Werbematerial meist wortlos und rasch unter der Budel verschwinden lassen.

Sie trifft aber auch vereinzelt auf Marktfrauen, die ihr freundlich begegnen. Und sogar ein paar Worte wechseln. Warum solle sie auch nicht mit der KPÖ reden, sagt die gut eingehüllte Standlerin. Was sie wählen werde? "Ja, das ist die Frage." Grundsätzlich sei auch die KPÖ wählbar. Aber eben nur grundsätzlich. Und plötzlich ist Konkurrenz da. Ein Verkäufer des Grazer Straßenmagazins Megaphon brummt Petrik an, sie solle doch woanders ihre Zettel verteilen, hier sei sein Platz.

Kernöl und Kommunismus

Es gibt wohl leichtere politische Aufgaben, als hier im Gedränge eines Marktes Wahlwerbematerial zu verteilen, wo doch die Interessen der Besucher auf den Erwerb von Fisolen, Tomaten, Fisch, Schaffleisch, Kernöl, Eiern, Parasol, Käse, Salat oder Obst liegen.

Aber zumindest eine der Marktfrauen hört gerne zu. Sie sei da ganz offen. Die KPÖ? "Vielleicht mein Mann." Für sie sei nur klar: die SPÖ auf keinen Fall, eher der Kurz. Auch da war also letztlich für Petrik wenig zu holen. In einer Stunde geht ihr Zug. Reiseziel: Klagenfurt, Folderverteilen. (Walter Müller, 11.10.2017)