Goldene Käfige, Überwachungsbedenken und nur teilweise oder gar nicht offen liegender Quellcode. Es gibt so einige Bedenken, die von Kritikern gegen die dominanten mobilen Betriebssysteme der heutigen Zeit ins Treffen geführt werden. Dem will der Hersteller Purism nun ein "offenes Smartphone" entgegenhalten. Das "Librem 5" läuft weder mit Apples iOS oder Googles Android, sondern mit dem quelloffenen PureOS.

Das Crowdfunding für das Gerät ist nun zwei Wochen vor Ablauf der Sammelaktion am Ziel angelangt. Die angepeilte Marke der Mindestfinanzierung von 1,5 Millionen Dollar wurde erreicht.

Purism Computers

PureOS statt Android oder iOS

Doch was verspricht Purism seinen Unterstützern, die immerhin 599 Dollar (derzeit rund 507 Euro) für das Handy ausgeben? Bislang beschränken sich die Angaben fast ausschließlich auf die Software. PureOS basiert auf Debian Linux. Über den "Matrix"-Standard soll Ende-zu-Ende-verschlüsselte, dezentralisierte Kommunikation ermöglichen. Dazu soll keinerlei Tracking der Nutzer erfolgen und weitere Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre implementiert werden.

Diese Versprechen sollen die Nutzer auch selber prüfen können, liegt doch der Quellcode des in einer Beta-Version für Desktops schon veröffentlichte System zum Einblick vor. Auch viele andere Linux-Distributionen sollen auf dem Librem 5 laufen können.

Apps sollen auf HTML5 basieren. Dadurch sollen viele beliebte Plattformen, etwa Youtube, Instagram und Co. über den Browser problemlos nutzbar sein. Sie sollen in einer von PureOS isolierten Instanz laufen und dementsprechend erst bei expliziter Erlaubnis des Nutzers auf andere Prozesse oder Daten zugreifen können.

Foto: Purism

"Kill Switches" für Kamera und Drahtlosverbindungen

Zur Hardware verrät man bislang nur, dass man den Prozessor vom Baseband trennen möchte und das Handy 2G, 3G und LTE beherrschen soll. Bei der Displaygröße legt man sich auf fünf Zoll fest. Es soll Schalter geben, mit denen sich die Kameras, das Mikrofon und alle Drahtlosverbindungen komplett deaktivieren lassen. Das Gerät soll sich außerdem mit einem Bildschirm verbinden und mittels Maus und Tastatur auch im Desktopmodus nutzen lassen, wie etwa manche Windows-Handys via Continuum oder Samsungs jüngste Flagschiffe mittels "Dex"-Dock.

Wie das Handy aussehen könnte, zeigt ein erstes Rendering. Gewählt wurde hierbei ein sehr generisches Design. Beim Prozessor strebt man an, eine Freescale i.MX 8-CPU (je nach Modell entweder der Einsteiger- oder Mittelklasse zuzuordnen) zu verwenden, die man mit drei GB RAM ausstatten will. Der 32-GB-Onboardspeicher soll per microSD-Karte erweitert werden können. Die Grafikeinheit des Typs Vivante soll mit einem quelloffenen Treiber angebunden werden.

Foto: Purism

Die geplante Sensoren-Ausstattung – von GPS bis zum Accelerometer – entspricht üblichen Konfigurationen, konkrete Hardware-Modelle werden nicht genannt. Ein Typ-C-USB-Anschluss ist ebenso vorgesehen, wie eine Audioklinke. Die Spezifikationen könnten sich aber jederzeit ändern, heißt es auf der Seite.

Auslieferung frühestens im Jänner 2019

Die Finanzierungskampagne steht bald bei 1,6 Millionen Dollar und endet am 23. Oktober. Sofern alles nach Plan verläuft, müssen sich Investoren allerdings noch eine Weile gedulden, ehe sie ihr Librem 5 in Händen halten können.

Denn laut Roadmap wird die Auslieferung frühestens Im Jänner 2019 beginnen. Für Purism ist es nicht das erste Hardware-Produkt: Mit dem Librem 13 und 15 bietet man bereits selbst entwickelte Linux-Laptops an. (gpi, 11.10.2017)