Bei Fonds gilt oft "billiger ist besser". Denn je geringer die Kosten, desto mehr von der Performance bleibt den Anlegern.

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Wien – Wer sein Geld veranlagen will, steht oft vor der Frage: Soll es in eine aktive oder eine passive Strategie investiert werden? Bei erster leitet die Geschicke des Investments ein Fondsmanager, der Wertpapiere aktiv kauft oder verkauft. Bei zweiter kommen die ETFs ins Spiel. Das sind Produkte, die einen Index nachbilden und wegen des Wegfalls des aktiven Managements in ihrer Kostenstruktur günstiger sind.

Die "Aktiv oder passiv"-Frage wird unter Experten seit langem kontrovers debattiert. Denn oft erreichen aktiv gemanagte Fonds nach Abzug der Kosten nur die Marktperformance und schlagen ihren Vergleichsindex nicht. Das befeuern auch die ETF-Anbieter, indem sie nur zu gern betonen, die bessere Performance zu liefern und das auch noch zu einem billigeren Tarif.

Aktiv-Passiv-Barometer

Das Analysehaus Morningstar hat daher bereits 2015 ein Aktiv-Passiv-Barometer entwickelt und damit den US-Markt analysiert. Nun wurde der europäische Markt unter die Lupe genommen. Der Ansatz: Man vergleicht nicht die aktiv verwalteten Fonds mit den von ihnen gewählten Vergleichsindizes und zieht Bilanz, sondern lässt die aktiven Produkte gegen die Ergebnisse der passiven laufen. Betrachtet wurde der Zeitraum Juli 2002 bis Juni 2017. 15 Strategien (fünf Renten-, zehn Aktienstrategien) standen im Fokus. Diese kamen Ende Juni auf ein Vermögen von 2,2 Billionen Euro, was laut Morningstar 45 Prozent der Assets in Aktien- und Rentenfonds europaweit ausmacht.

Das Ergebnis: Die Bilanz aktiv verwalteter Fonds sieht in Summe bescheiden aus. Auch wenn die Unterschiede zwischen den Kategorien variieren, so ist das Fazit von Morningstar klar: Aktiv verwalteten Fonds schaffen es nicht, in großem Stil zu überleben und zugleich die am Markt befindlichen passiv verwalteten Fonds zu übertreffen.

Schwache Langfristergebnisse

In der Langfristperspektive fallen die Ergebnisse besonders schwach aus – kurzfristig ist die Bilanz besser. In einigen Kategorien fallen die Ergebnisse der aktiven Manager besonders schwach aus, etwa bei "Aktien USA". In Kategorien wie "Aktien Deutschland" und "Aktien Schweiz" sind die Ergebnisse besser.

Hier könnte die Breite bzw. Enge der jeweiligen Märkte eine Rolle spielen. Konzentriertere Indizes (Dax mit 30 Titeln, SMI mit 20 Aktien) könnten – auch was die Branchenkomposition anbelangt – aktiven Managern möglicherweise bessere Performancechancen bieten. Bessere jedenfalls als bei sehr breit streuenden US-Indizes wie dem MSCI USA oder dem S&P 500.

Das mitunter klarste Ergebnis der Analyse ist die Überlegenheit günstiger Fonds. Günstige aktiv verwaltete Fonds schlagen die teuren Pendants um Längen. Anleger täten also gut daran, gezielt nach günstigen Fonds Ausschau zu halten. Damit drängt sich laut Morningstar das Fazit auf, dass viele Beobachter die falsche Frage stellen: Es geht nicht um die Frage, ob aktiv oder passiv, sondern ob teuer oder günstig. (Bettina Pfluger, 12.10.2017)