Ankara/Istanbul – Die Außenminister der Türkei und der USA haben erstmals seit dem Visa-Streit miteinander telefoniert. In dem Telefonat hätten der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu und sein US-Kollege Rex Tillerson am Mittwoch über die "gegenseitige Aussetzung der Visa-Vergabe gesprochen", berichtete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu, ohne Einzelheiten zu nennen.

Nach der Festnahme eines türkischen Mitarbeiters des US-Konsulats in Istanbul am Mittwoch vergangener Woche hatten die USA am Sonntag die Vergabe von Visa in ihren Vertretungen in der Türkei ausgesetzt. Die türkische Regierung reagierte, indem sie ihrerseits die Visa-Vergabe an US-Bürger stoppte. Die Türkei wirft dem inhaftierten Konsulatsmitarbeiter Spionage und Mitgliedschaft in der verbotenen Gülen-Bewegung vor.

Am Dienstag hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan angekündigt, den scheidenden US-Botschafter nicht zu einem traditionellen Abschiedsbesuch zu empfangen, und den Streit damit weiter angeheizt. "Wir betrachten ihn nicht mehr als den US-Repräsentanten in der Türkei", sagte Erdogan. Ministerpräsident Binali Yildirim bemühte sich am Mittwoch um einen versöhnlicheren Ton. "Wir hoffen, dass sich die Beziehungen zwischen zwei Verbündeten bald normalisieren werden", sagte er in Ankara.

Das Verhältnis der NATO-Partner USA und Türkei ist wegen einer Reihe von Streitfragen seit langem angespannt. Unter anderem fordert die Türkei von den USA die Auslieferung des islamischen Predigers Fethullah Gülen, den sie für den gescheiterten Militärputsch von Juli 2016 verantwortlich macht. Auch ist Ankara wütend über die US-Unterstützung für die Kurden in Syrien. (APA, 11.10.2017)