Im Negativ wird noch deutlicher, um wieviel leuchtstärker der Stern durch den Nova-Ausbruch schlagartig geworden ist.
Foto: OGLE survey

Leicester- Von Zeit zu Zeit glaubten die Astronomen früherer Jahrhunderte das Aufblitzen eines neuen Sterns am Himmel zu sehen und gaben dem Phänomen folgerichtig den Namen "stella nova", später kurz Nova. Obwohl im Universum tatsächlich laufend neue Sterne geboren werden, handelte es sich bei solchen Beobachtungen in der Regel aber um ein ganz anderes Phänomen.

Materiegewinn mit Folgen

Zu einer Nova im klassischen Sinn kommt es, wenn in einem binären System zwei Sterne – einer davon ein Weißer Zwerg – einander so eng umkreisen, dass Materie vom Partner auf den Weißen Zwerg überfließt. Weiße Zwerge sind das Endstadium von Sternen wie unserer Sonne und als solche eigentlich extrem stabil und langlebig. Laufender Zustrom wasserstoffreicher Materie von einem Partnerstern bringt die Verhältnisse an der Oberfläche des Zwergs aber gewaltig durcheinander.

Wird ein kritischer Wert überschritten, kommt es zu einer explosiven Zündung des Wasserstoffbrennens. Es wird Materie aus der Hülle abgestoßen, verbunden mit einem Strahlungsausbruch und damit auch einem schlagartigen Anstieg der Helligkeit – der vermeintlich neue Stern leuchtet auf. Das hält so lange an, bis der Wasserstoffvorrat verbraucht ist, und kann sich später wiederholen, sobald erneut genug Materie vom Partnerstern abgezogen wurde.

Die jüngste Nova

Einen der hellsten je gesehenen Ausbrüche eines Weißen Zwergs haben Astronomen vor einem Jahr, am 14. Oktober 2016, registriert. Der Ausbruch wurde in der Zwischenzeit analysiert und die Ergebnisse nun in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" präsentiert.

Laut Forschern der Universität Leicester ereignete sich die Nova mit der Bezeichnung SMCN 2016-10a in der Kleinen Magellanschen Wolke. Das ist eine irregulär geformte Kleingalaxie, die aktuell etwa 200.000 Lichtjahre von uns entfernt ist. Früher hielt man die kleine Nachbarin für eine Satellitengalaxie der Milchstraße – mittlerweile glauben Astronomen eher, dass sie sich nur auf der Durchreise befindet und an der Milchstraße vorbeiziehen wird.

SMCN 2016-10a war die hellste Nova, die man je in der Kleinen Magellanschen Wolke registriert hat, und gehört auch unter allen je beobachteten Novae zum Spitzenfeld. Eine ganze Reihe von Teleskopen auf der Südhalbkugel sowie der NASA-Forschungssatellit Swift haben den Ausbruch in verschiedenen Wellenlängenbereichen beobachtet, um Informationen über Temperatur und chemische Zusammensetzung des Weißen Zwergs zu sammeln.

Mögliches Vorbeben

Die Daten, die die Astronomen um Kim Page dabei gewinnen konnten, weisen darauf hin, dass die Nova nur das Vorspiel zu einem Ereignis von wesentlich größerer Zerstörungskraft gewesen sein könnte. Laut Page dürfte sich der Weiße Zwerg bereits nahe an der Obergrenze der Größe befinden, bei der er noch stabil bleibt.

Sammelt er zu viel an zusätzlicher Materie von seinem Partner auf, könnte es letztlich zu einer Supernova kommen. Das wäre dann kein Prozess, der sich nur an der Oberfläche abspielt, sondern einer, der den gesamten Stern in einer gewaltigen Explosion vergehen lassen würde. (red, 14. 10. 2017)