Die Kosten für die Pille können gerade für Mädchen oder Frauen mit niedrigem Einkommen ein Problem sein.

Foto: APA/AFP/PHILIPPE HUGUEN

Wien – In Österreich müssen Frauen im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern in Westeuropa einen Schwangerschaftsabbruch selbst bezahlen. Die Kosten für eine Abtreibung variieren derzeit zwischen 285 Euro und über 1.000 Euro. Auch Gratisverhütung gibt es in Österreich nicht, die zumindest für Jugendliche in vielen anderen Ländern kostenfrei ist. Insbesondere für Frauen und Mädchen, die die Pille nehmen, kann das eine große finanzielle Belastung sein.

Das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch (MUVS) hat daher die Parteien im Vorfeld der Wahl zu ihren Positionen zu kostenloser Verhütung und Schwangerschaftsabbruch sowie sexueller Aufklärung befragt.

Kostenübernahme der Verhütung

SPÖ, Grüne und Neos fordern Gratisverhütungsmittel für unter 18-Jährige. Auch die FPÖ sprach sich dafür aus, "den Zugang zu wirksameren Verhütungsmethoden kostengünstiger auszugestalten". Das solle in der kommenden Legislaturperiode "ernsthaft beraten werden". Einzig die ÖVP sieht keine Notwendigkeit für Gratisverhütungsmittel, sondern setzt "in erster Linie auf Bewusstseinsbildung", die laut ÖVP vor allem im privaten Bereich geleistet werden soll: "Sexualerziehung und Aufklärung ist in erster Linie Verantwortung der Eltern." SPÖ und Grüne wollen nicht nur Jugendlichen, sondern auch Frauen mit keinem oder geringem Einkommen den Zugang zu kostenfreien Verhütungsmitteln ermöglichen.

Haltung zur Fristenlösung

Eine Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, indem die Strafbarkeit aus dem Strafgesetzbuch gestrichen wird, kann sich die SPÖ "bei einer progressiven Diskussion über die Änderung des Strafrechts" vorstellen. Eine Position, der sich auch die Grünen anschließen.

Die Neos finden die aktuelle Regelung ausreichend, "weil ein Schwangerschaftsabbruch nach geltenden Regeln nicht tatsächlich bestraft wird". Die FPÖ will eine Streichung aus dem Strafgesetzbuch nicht unterstützen. Die ÖVP will zwar die Fristenlösung nicht anrühren, "ist aber dann doch für eine Erschwerung, indem sie sich für eine 'Statistik über Schwangerschaftsabbrüche' einsetzt", kritisiert das MUVS.

Kostenübernahme bei Abtreibung

Die Grünen fordern den Schwangerschaftsabbruch auf Krankenschein, denn "es darf nicht von der Geldbörse abhängen, ob eine Frau ihre Gesundheit oder gar ihr Leben aufs Spiel setzt". Auch die SPÖ spricht sich für eine Kostenübernahme aus: "Frauen haben ein Recht auf Selbstbestimmung über ihren Körper und auf Unterstützung." Die FPÖ ist dagegen, ebenso die ÖVP. Aus Sicht der ÖVP könne "kein Arzt zur Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen gezwungen werden. Die Möglichkeit zum Abbruch in privaten Praxen soll jedoch erhalten bleiben."

Die Neos sehen nicht die Krankenkassen in der Verantwortung, weil diese lediglich zu Linderung oder Heilung von Krankheiten vorgesehen sind. Garantiert werden müsse jedenfalls "adäquate Unterstützung und die Möglichkeit der Behandlung in jedem öffentlichen Krankenhaus". Letzteres fordert auch die SPÖ – derzeit werden im Burgenland, in Tirol und in Vorarlberg keine Schwangerschaftsabbrüche in öffentlichen Spitälern angeboten. (red, 12.10.2017)