1977 hatten die Geiseln am Flughafen Mogadischu Todesängste.

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40 Jahre später wurde die Landshut nach Deutschland zurückgebracht.

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Das Flugzeug ist kaum mehr wiederzuerkennen. In einem Hangar am Flughafen Friedrichshafen am Bodensee befindet sich der schmutzige weiße Rumpf. Die Tragflächen liegen auf dem Boden, auch die Sitze aus dem Flieger sind noch vorhanden. Den Namen Landshut kann man nicht mehr lesen, aber er wird natürlich auch wieder angebracht.

Ab 2019 soll das legendäre Flugzeug wieder so aussehen wie im Herbst 1977 und dann auf dem Gelände des Luft- und Raumfahrtmuseums der Dornier-Stiftung in Friedrichshafen ausgestellt werden – als "lebendiges Symbol einer freien Gesellschaft, die sich von Angst und Terror nicht unterkriegen lässt", wie der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) betont. Er hat sich für die "Heimholung" aus Brasilien, wo die Maschine vor sich hinrottete, starkgemacht. Für die Reise nach Deutschland wurde der flugunfähige Flieger zerlegt und in zwei Transportmaschinen verfrachtet.

Wenn die Landshut Ausstellungsobjekt ist, können Besucher einen Blick auf und auch in ein Stück deutscher Zeitgeschichte werfen. Sie werden ein Flugzeug sehen, das sich durch Fernsehbilder und Fotos aus dem Jahr 1977 ins kollektive Gedächtnis der Deutschen eingebrannt hat.

Arbeitgeberpräsident Schleyer gekidnappt

Entführt wird die Lufthansa-Maschine am 13. Oktober 1977 auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt von einem vierköpfigen Kommando der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP). Die Terroristen und ihr Anführer, der sich Captain Mahmoud nennt, fordern die Freilassung von RAF-Mitgliedern, die in Stuttgart inhaftiert sind. Zuvor, am 5. September 1977, war schon Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer gekidnappt worden, doch Kanzler Helmut Schmidt (SPD) bleibt hart und erklärt, Deutschland lasse sich nicht erpressen.

Nach viertägigem Irrflug landet die Landshut schließlich am 17. Oktober in der somalischen Hauptstadt Mogadischu. Pilot Jürgen Schumann war zu diesem Zeitpunkt schon von den Kidnappern erschossen worden. Vier andere Besatzungsmitglieder und die 86 Passagiere sind bei der Landung in Mogadischu am Leben.

Ultimatum an Bonn

Die Terroristen stellen der deutschen Regierung ein Ultimatum. Sollte die Freilassung nicht bis 15 Uhr erfolgen, werden die Geiseln getötet. Sie beginnen, die Passagiere mit Alkohol zu übergießen, um sie später anzuzünden. "So in etwa stelle ich mir die Hölle vor", sagte später die Flugbegleiterin Gabriele von Lutzau.

In Bonn gibt man vor, doch auf die Forderungen der Entführer einzugehen. Doch Kanzler Schmidt schickt das GSG-9-Kommando nach Mogadischu. Diesem gelingt es, alle Geiseln zu befreien, drei Terroristen sterben. "Die Arbeit ist erledigt", meldet Kanzleramtsminister Hans-Jürgen Wischnewski lapidar am 18. Oktober kurz nach Mitternacht per Telefon an Kanzler Schmidt. Dieser weint vor Erleichterung.

"Der Staat hat meinen Mann geopfert"

Wenige Stunden später werden in Stuttgart-Stammheim die inhaftierten RAF-Mitglieder Gudrun Ensslin und Andreas Baader nach Suizid tot in ihren Gefängniszellen aufgefunden, Jan-Carl Raspe verstirbt im Krankenhaus, Irmgard Möller überlebt schwer verletzt. Einen Tag später wird die Leiche Schleyers in Frankreich gefunden. "Der Staat hat meinen Mann geopfert", klagt seine Witwe Waltrude.

Die Landshut, eine Boeing 737, war nach der Operation "Feuerzauber" noch bis 1985 im Dienst der Lufthansa. Danach flog sie für mehrere Billigairlines in den USA, später war sie als Frachtmaschine im Einsatz. 2002 übernahm sie eine brasilianische Fluglinie, 2008 war jedoch aus technischen Gründen Schluss mit der Fliegerei. Seither stand die Maschine im brasilianischen Fortaleza. Die deutsche Bundesregierung hat für die "Heimkehr" des Flugzeugs 20.000 Euro bezahlt. (Birgit Baumann aus Berlin, 13.10.2017)