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Noch heuer oder spätestens im ersten Quartal 2018 wird die Bawag den Kauf der Stuttgarter Südwestbank abschließen.

Foto: Heinz-Peter Bader

Wien – Die Bawag beschäftigt sich mit ihrer Zukunft – am 25. Oktober soll die Bawag-Aktie erstmals gehandelt werden –, eines ihrer Exvorstandsmitglieder wird derweil von der Vergangenheit eingeholt. Peter N., einst Generalsekretär von Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner und später im Vorstand, muss die Haft antreten. Er war 2012, im zweiten Durchgang des Prozesses um in den Sand gesetzte 1,4 Milliarden Euro, wegen Untreue zu drei Jahren verurteilt worden. Zunächst war dem heute 54-Jährigen Strafaufschub gewährt worden, seinen Antrag auf nachträgliche Strafmilderung hat die Justiz abgelehnt, auch den auf Wiederaufnahme des Verfahrens.

N. muss kommende Woche ins Gefängnis einrücken und teilt damit fast ein Einzelschicksal in der Causa "Karibik"-Verluste der damaligen Gewerkschaftsbank. Ins Gefängnis musste nur Elsner (er saß viereinhalb Jahre seiner Strafe von zehn Jahren ab), sein Nachfolger Johann Zwettler musste seine Haftstrafe (fünf Jahre) wegen Krankheit nie antreten.

Ex-Aufsichtsratschef Günther Weninger (2016 verstorben) wurde wegen eines Bilanzdelikts, das er gestand, zu einem Monat bedingt verurteilt. Alle anderen Exangeklagten wie Bawag-Kreditnehmer Wolfgang Flöttl wurden in zweiter Instanz freigesprochen. Flöttl lebt wieder in New York, einer der Ex-Bawag-Manager ist heute Chef der Risiko- und Compliance-Abteilung eines großen Konzerns.

Vergangenheitsbewältigung

Ganz abgeschlossen ist die Vergangenheit aber nicht: Auch Elsner, der die Verantwortung Flöttl zuweist (was der zurückweist) hat einen Wiederaufnahmeantrag gestellt. Über ihn hat die Justiz noch nicht entschieden.

Was den Börsengang der Bawag betrifft, lässt sich der gut an. Die Nachfrage nach der Aktie (Preisspanne: 47 bis 52 Euro) ist groß. Am zweiten Tag der Zeichnungsfrist, am gestrigen Donnerstag, lagen laut Investmentbank Merrill Lynch Aufträge im Volumen von rund zwei Milliarden Euro vor, so groß ist das Emissionsvolumen.

Noch heuer oder spätestens im ersten Quartal 2018 wird die Bawag den Kauf der Stuttgarter Südwestbank abschließen, sie hat vor allem Private und Mittelstandsunternehmen als Kunden. Von Stuttgart aus will die Bank, die derzeit den US-Hedgefonds Cerberus und Golden Tree gehört, in Deutschland Fuß fassen. Vor allem ihr Online-Kreditgeschäft wollen die Banker über die Südwestbank ankurbeln, heißt es dazu im Börsenprospekt.

Kapitalbeschaffung über Schuldscheine

Zudem wolle die Bank in Deutschland übliche Kapitalbeschaffung über Schuldscheine nützen. Finanziert wird der Südwestbank-Kauf aus eigener Kraft, was die Bawag rund 3,1 Prozent ihres harten Kernkapitals kosten wird, erschließt sich aus dem Prospekt. Trotzdem plane die Bawag, auch künftig mit einer Eigenkapitalquote von mehr als zwölf Prozent zu arbeiten.

Ein wenig Einblick gewährt der Prospekt auch ins Aktienoptionsprogramm Sars, das mit Bawag-Vorstand, einigen Managern und Aufsichtsratsmitgliedern vereinbart ist. Selbiges sei 2013 von der Obergesellschaft Promontoria Sacher Holding N.V. initiiert worden, Bawag AG und Bawag Holding seien keine Vertragspartei. 2014 wurde die Realisierungsperiode von 1,5 auf drei Jahre erhöht. Ende 2015 betrug der Wert der Bonusrechte, bezogen aufs Eigenkapital, 24 Millionen Euro. (Renate Graber, 13.10.2017)