Das Wetter ist immer gut, der Strand nicht weit – manche sehen am Immobilienmarkt Floridas aber auch schon die eine oder andere Wolke aufziehen.

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Geschätzte 100 bis 150 Österreicher kaufen im Jahr bei Wolfgang Herz ein. Und der gebürtige Österreicher, ein Immobilienunternehmer in Miami, geht davon aus, dass künftig noch weitaus mehr Landsleute in Florida auf Wohnungssuche gehen werden. Vor kurzem hat Herz, Geschäftsführer von Fortune International Realty, sich mit dem Wiener Unternehmen Chalupa Immobilien zusammengetan, das Miami nun auch verstärkt der Wiener Kundschaft schmackhaft machen will.

Interessenten können von Wien aus 360-Grad-Rundgänge durch die künftige Wohnung machen, sich beraten lassen und mit den Experten in Miami Skype-Gespräche führen. Auch Livevideokameras gibt es auf den Baustellen. Ziel sei, vorab herauszufinden, was gesucht wird – und was sich die Kunden leisten können, betont Herz. Das soll Zeit sparen: "Meist haben die Kunden nur eine Woche Zeit in Miami."

Vom Plan weg verkaufen

Dass die Wohnung in den USA ohne Besichtigung von Wien aus gekauft wird, glaubt Herz nicht: "Zwei bis drei" Österreicher seien ihm erst begegnet, die direkt in Wien den Kaufvertrag unterschrieben haben. International werde zwar längst vom Plan weg verkauft – "aber der Kunde kommt am Ende trotzdem und schaut sich das Projekt vor Ort noch an".

Österreicher sind in Miami laut Gerda Chalupa von Chalupa Immobilien oft auf der Suche nach einem Zweit- oder Drittwohnsitz: "Natürlich ist bei der Kundschaft auch das Interesse an Amerika gegeben." Mitunter werde nach einer Wohnung gesucht, weil die Kinder später einmal in Florida studieren wollen. "Und Miami ist in Österreich bekannt. Das Wetter ist immer schön und die Stadt pulsiert", sagt Chalupa.

So positiv sehen Miami aber nicht alle: In diversen Marktberichten ist angesichts der regen Bautätigkeit an der Küste von einer "Überproduktion" an Eigentumswohnungen im Luxussegment die Rede. Manche befürchten ob des hohen Preisniveaus schon eine Blase, wie sie zuletzt vor zehn Jahren geplatzt ist.

Hohe Betriebskosten

Der Markt in Miami werde von Südamerikanern dominiert, berichtete eine Marktbeobachterin jüngst auf der Immobilienmesse Expo Real: Wenn die politische Lage in einem dieser Länder nicht stabil ist und es zu Kursschwankungen kommt, dann seien schnell die hohen Betriebskosten für die Wohnung in Miami nicht mehr leistbar und die Wohnung müsse – oft unter Zeitdruck und mit Preisabschlag – verkauft werden. "Ich würde derzeit in Miami abwarten", sagte die Investmentexpertin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will.

Immobilienmakler Herz beurteilt die Situation anders: "Wir sehen, dass dieses Wohnungsangebot gebraucht wird, sonst würden wir ja nicht bauen", sagt er. Die Vermietung der Anlegerwohnungen würde in der Regel in weniger als vier Wochen erfolgen. Im Unterschied zur Situation vor zehn Jahren sei heute der Anteil an Fremdfinanzierung geringer.

Leistbares Wohnen liegt freilich nicht im Fokus der Investoren. Stattdessen treibt der Run auf den Luxus seltsame Blüten: Vor wenigen Monaten wurde der Porsche Design Tower fertiggestellt. Seine Bewohner müssen sich von ihren Luxusautos auch in den Wohnungen nicht mehr trennen: Sie können mittels eigener Autoaufzüge ihre Karossen mit nach oben nehmen. Mehrere Wohnungen sind derzeit noch zu haben.

Wohnen nach Lebensphase

Sorgen um seinen Unternehmensstandort macht sich Herz indes trotz Wetterkapriolen nicht: "Wir haben die Hurrikans so wie die Nachbarländer auch", sagt er. "Aber unsere Gebäude sind gebaut dafür." Zudem sei Miami ein Hub zu Lateinamerika. "Und Amerika ist politisch immer noch stabil", meint Herz. Auch wenn mancher ausländische Käufer derzeit lieber ein wenig abwarten würde, wie sich die USA unter Präsident Donald Trump entwickeln, sagt Chalupa.

Die Unterschiede zwischen den USA und Österreich liegen für den Immobilienmakler in der Mentalität: In Österreich kaufe man eine Wohnung für einige Generationen. In den USA sei die Einstellung eine andere: "Dort sucht man sich eine Wohnung je nach Lebensphase." Auch das Leben in Wohntürmen sei in Miami weitaus verbreiteter als in Wien und das Maklersystem mit dem Bestellerprinzip ein anderes. Das Preisleistungsverhältnis sei aber im gehobenen Segment annähernd gleich, meint Chalupa.

Auch Landsmann Stephan Gietl von der McKafka Development Group ist in Miami aktiv: Sein Projekt "The Crimson – Residences on the Bay", ein 19 Stockwerke hoher Wohnturm mit 90 Wohnungen, wurde Anfang 2016 fertig. Laut Medienberichten stand der Turm aber zumindest im heurigen Frühjahr noch zu einem guten Drittel leer. (Franziska Zoidl, 15.10.2017)