Rückstände von speziellen Blutdrucksenkern in Gewässern bedeuten nicht nur ein potenzielles Risiko für im Wasser lebende Tiere, sondern sind auch bedeutsam für das Trinkwasser und stellen ein Vergiftungsrisiko für Menschen dar. Das berichten Experten der Berliner Wasserbetriebe (BWB) und des Landesamts für Gesundheit und Soziales Berlin bei den DGK-Herztagen in Berlin.

Seit einigen Jahren werden vermehrt hoch wirksame, schlecht abbaubare und in großen Mengen verordnete Arzneimittel und deren Rückstände in den Gewässern festgestellt, zum Beispiel Blutdrucksenker vom Typ der Sartane, schlagen Sebastian Schimmelpfennig (BWB) und Claudia Simon (LAGeSo) Alarm: Sartane können aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften und der steigenden Verordnungsmengen als einziger Blutdrucksenker die Qualität der Trinkwasserressourcen in Deutschland gefährden.

Umweltverantwortung für Ärzte

Die Experten regen deshalb eine entsprechende Anpassung der Verordnungspraxis durch die behandelnden Ärzte als "effiziente Maßnahme an der Quelle" an und plädieren für die verstärkte Beachtung geeigneter Medikamenten-Alternativen. Weil nicht alle Sartane die gleichen Wirkstoffkonzentrationen je Tagesdosis haben, empfehlen die Studienautoren, innerhalb der Gruppe der Sartane jene Produkte auszuwählen, die unter Umwelt-Aspekten am wenigsten bedenklich sind. "Letztendlich", so die Studienautoren, "bleibt die Entscheidung zur Auswahl des geeigneten Blutdrucksenkers beim behandelnden Arzt.

"In Deutschland werden jährlich 15 Milliarden Tagesdosen Blutdrucksenker verordnet (2014), die mittlere jährliche Steigerung seit 2007 beträgt 4,5 Prozent. Die Gesamtmenge der Blutdrucksenker summiert sich in Deutschland auf über 400 Tonnen/Jahr, wovon mehr als die Hälfte von den Wirkstoffen Metoprolol und Sartanen verursacht wird.

Die verordneten Medikamente gelangen in der Regel durch die Ausscheidungen der Patienten über Kanalisation-Kläranlage-Oberflächengewässer in den Wasserkreislauf. "Bei den Sartanen werden die verordneten Wirkstoffmengen nahezu vollständig im Kläranlagenablauf wiedergefunden", so die Studienautoren. Sartane werden auch in vergleichsweise hohen Konzentrationen in Oberflächengewässern nachgewiesen, "auch bei der Uferfiltration zum Zwecke der Trinkwassergewinnung ist nur eine geringe Abbaubarkeit der Sartane festzustellen." (16.10.2017)

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