Viele Mädchen wissen zu wenig über den Umgang mit Tampons.

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Wien – Die Ergebnisse einer Online-Umfrage unter 1.100 Mädchen und Buben im Alter von 13 bis 17 Jahren zum Thema Menstruation ergab vor einigen Monaten große Wissenslücken bei Jugendlichen. Das Start-up Erdbeerwoche, das sich als Plattform zur Bewusstseinsbildung versteht und einen Web-Shop für nachhaltige Frauenhygieneprodukte betreibt, hatte den anonym auszufüllenden Fragebogen über Schulen und Jugendzentren verbreiten lassen.

Die Antworten offenbarten nicht nur eine negative Einstellung zur Regelblutung, sondern auch eklatante Lücken im Basiswissen: So wussten rund die Hälfte der Mädchen mit Begriffen wie Menstruationszyklus und Zykluslänge nichts anzufangen, und ebenso viele hätten nicht angeben können, wann ein Tampon gewechselt werden müsste. Wie Binden und Co zu entsorgen wären, wussten noch weniger Befragte.

Zwei Anfragebeantwortungen

Die Grünen griffen die im Sommer veröffentlichten Ergebnisse auf und erfragten in parlamentarischen Anfragen an Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner und Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (beide SPÖ), wie sie dazu Aufklärung betreiben. Die Antworten liegen nun vor.

Beide Ministerinnen verweisen auf die in Lehrplänen verankerte Sexualerziehung. Hammerschmid erläutert, dass damit in der Volksschule begonnen werde und Sexualpädagogik nicht auf ein Fach reduziert werden könne. Die Ausgestaltung obliege jeweils den Lehrpersonen, der Grundsatzerlass Sexualpädagogik verweise aber "explizit auf die Notwendigkeit des Faktenwissens wie biologische Vorgänge".

Weiters gebe es die Broschüre 28 days vom schulärztlichen Dienst und den Dokumentarfilm Wissen als Chance auf der Plattform Bildungsmedien.tv. Das Ministerium fördere zudem Projekte von Vereinen und NGOs im Bereich Gender und Schule.

Rendi-Wagner sieht Lücken

Das Gesundheitsministerium unterstützt laut Anfragebeantwortung Mädchen- und Frauenberatungsstellen. Ministerin Rendi-Wagner gibt aber zu, dass "Lücken im Basiswissen der Mädchen und Jungen über Menstruation" bestünden. Ähnliche Befragungen wie jene von Erdbeerwoche seien ihr nicht bekannt.

Viele Mythen würden zu dem Thema verbreitet, sagt Jutta Zagler von der Online-Mädchenberatung MonA. So höre sie schon auch mal die Frage, ob man Gefahr laufe, zu verbluten, wenn die Regel öfter komme. Oft werde auch großer Ekel vor dem eigenen Blut ausgedrückt. Insgesamt gebe es bei MonA "sehr viele Anfragen zu Regelbeschwerden, eigentlich von immer jüngeren Mädchen".

Start-Up entwickelt Lern-Tool

Das Start-up Erdbeerwoche hat aus den bei der Befragung entdeckten Wissenslücken eigene Konsequenzen gezogen. "Wir sind gerade dabei, eine digitale Lernplattform zu entwickeln", sagt Bettina Steinbrugger, Co-Gründerin der Erdbeerwoche. In Biologie-Lehrbüchern seien die Informationen zur Menstruation "hochgestochen und sehr wissenschaftlich. Das Alltägliche wird darin nicht thematisiert", meint Steinbrugger.

Die Wiener GmbH hat für die Entwicklung der Lernplattform Geld vom Austrian Wirtschaftsservice erhalten. Ab Mitte November starte man in 20 Pilotschulen. Nächstes Ziel wäre der Österreich-Rollout im Schuljahr 2018/19. (Gudrun Springer, 20.10.2017)