Italien hat zahlreiche Probleme, kleinere und größere. Die beiden größten sind die exorbitante Staatsverschuldung von 2200 Milliarden Euro und der Berg an notleidenden Krediten der Banken von über 300 Milliarden Euro. Den beiden Problemen ist eines gemeinsam: Solange die internationalen Finanzmärkte darauf vertrauen, dass Italien die Sache in den Griff bekommt, ist eine Lösung möglich. Bisher war dieses Vertrauen vorhanden, nicht zuletzt dank des billigen Geldes der vom Italiener Mario Draghi geführten EZB, mit dem sich der Staat und die Banken des Belpaese über Wasser halten konnten. Geht dieses Vertrauen verloren, droht nicht nur Italien die finanzielle Kernschmelze, sondern der gesamten Eurozone.

Wenn der frühere Premier und selbsternannte "Verschrotter" der alten Eliten, Matteo Renzi, nun den Notenbankchef Ignazio Visco aus durchsichtigen wahlpolitischen Motiven verschrotten will, spielt er mit dem Feuer: Er schafft damit ein Klima der Unsicherheit, und das ist genau das, was die Finanzmärkte am wenigsten mögen.

Der Abbau der Staatsschulden und der faulen Kredite ist schwierig genug; Renzis Suche nach einem Sündenbock hilft hier nicht weiter. Das Tröstliche und Beruhigende an der unerfreulichen Angelegenheit: Renzis Alleingang ist von Regierungschef Paolo Gentiloni und von Staatspräsident Sergio Mattarella kühl abgeblockt worden. Der Angriff auf Visco dürfte für Renzi zum Bumerang werden. (Dominik Straub, 18.10.2017)