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Ein Demonstrant hält in Barcelona eine katalanische Flagge hoch. Er protestiert gegen die Inhaftierung der Chefs von Bürgerinitiative Katalanische Nationalversammlung (ANC) und des Kulturverein Omnium Cultural.

Foto: Reuters/IVAN ALVARADO

Barcelona/Madrid – Aus Protest gegen das Vorgehen der spanischen Regierung haben katalanische Separatisten reihenweise Geld von den Banken abgehoben. Die Menschen folgten am Freitag einem Aufruf der Organisationen Katalanische Nationalversammlung (ANC) und Omnium Cultural und zogen Guthaben von ihren Konten bei den großen spanischen Banken ab.

Unter dem katalanischen Hashtag "#laforcadelagent" (Die Stärke der Menschen) dokumentierten sie ihre Beteiligung an der Aktion. Auf Twitter waren Schlangen vor den Banken zu sehen.

"Wenn wir eure Herzen nicht erreichen, werden wir eure Geldbörsen erreichen", twittert eine Aktivistin.
Vor den Bankomaten bildeten sich Schlangen.

Mit der Aktion soll gegen die Inhaftierung der Präsidenten der beiden Organisationen, Jordi Sanchez (ANC) und Jordi Cuixart (Omnium), und gegen die Firmenflucht protestiert sowie der Wille zur Gründung eines unabhängigen Staates in Katalonien bekundet werden, betonten beide Organisationen. Es heißt, es sei "an der Zeit, zu zeigen, dass unsere Kraft von jedem einzelnen von uns abhängt und dass die Summe von kleinen individuellen Gesten alles verändern kann".

Barcelonas Bürgermeisterin: "Nicht die beste Idee"

Die Organisation hatte bereits am Donnerstag angekündigt, zunehmend auf direkte Aktionen und die Macht der Verbraucher zu setzen. Am Wochenende sind außerdem Demonstrationen in Barcelona geplant.

Die Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, sagte am Freitag in einem Interview des Senders Cadena Ser, sie halte den Aufruf zum Geldabheben nicht für die beste Idee. Mit den jetzt anstehenden Entscheidungen in Madrid werde sich aber die Mobilisierung der Unabhängigkeitsbewegung verstärken.

Konflikt spitzt sich zu: Neuwahlen im Jänner?

Bei einem Treffen von Ministerpräsident Mariano Rajoy mit dem Vorsitzenden der sozialdemokratischen Partei PSOE, Pedro Sanchez, vereinbarten unterdessen beide nach Informationen der Zeitung "El Diario", für Jänner eine Neuwahl des Regionalparlaments in Katalonien anzustreben. Ziel der Maßnahmen müsse es sein, "die Normalität, die Rechtmäßigkeit und die Selbstverwaltung wiederherzustellen".

Der Konflikt zwischen Barcelona und der Zentralregierung in Madrid hatte sich am Donnerstag drastisch zugespitzt. Nachdem Regionalpremier Carles Puigdemont ein Ultimatum des spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zur Beendigung aller Unabhängigkeitsbestrebungen zurückgewiesen hatte, kündigte Madrid Zwangsmaßnahmen gegen die Separatisten an. Ein Ministerrat soll am Samstag in Madrid über diese Maßnahmen beraten.

Keine EU-Vermittlung

Die Europäische Union sieht keine Chancen für eine Vermittlerrolle im Katalonien-Konflikt. "Es gibt keine Möglichkeit für ein Einschreiten der EU", sagte EU-Ratspräsident Donald Tusk am Donnerstagabend auf einem EU-Gipfel in Brüssel. Man könne nicht leugnen, dass die Situation dort besorgniserregend sei. Er sei aus vielen Gründen ständig in Kontakt mit dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy. Doch auf dem Gipfel sei keine größere Diskussion über das Thema zu erwarten, da es nicht auf der Agenda stehe. (APA, dpa, red, 20.10.2017)