Heiko Westermann war nach einmonatiger Verletzungspause erstmals wieder dabei. Dennoch agierte die Abwehr "fahrlässig".

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Wien – Die Austria läuft in der Europa League den eigenen Ansprüchen hinterher. Kroatiens Doublesieger Rijeka zeigte die Schwächen der Wiener am Donnerstagabend eklatant auf. Defensiv anfällig und im Angriff wenig durchschlagskräftig rannten die Violetten in eine verdiente 1:3-Niederlage. Der Traum vom Aufstieg in die K.-o.-Runde scheint schon nach drei Gruppenspielen ausgeträumt.

Auch wenn Torhüter Patrick Pentz in jugendlichem Trotz davon sprach, dass "noch nichts verloren" sei, sind die Hoffnungen auf eine Wende im internationalen Rampenlicht verschwindend gering. Um die Chance auf den Sprung auf Rang zwei noch aufrecht zu halten, müsste am 2. November im Retourspiel in Kroatien schon ein Sieg her. Derzeit spricht wenig dafür.

Fink: "Sie waren heute die bessere Mannschaft"

Groß war die Hoffnung der Austrianer gewesen, sich mit einem Sieg über Rijeka die "Riesenchance" auf den Aufstieg zu erarbeiten. Umso größer war die Ernüchterung danach. Trainer Thorsten Fink sprach von einem durchwegs verdienter Erfolg der Gäste. "Sie waren heute die bessere Mannschaft, das hat jeder gesehen", sagte der Deutsche. Es gelte nun, den Blick "direkt nach vorne" zu richten. Sonntag und Mittwoch warten in Liga und ÖFB-Cup die prestigeträchtigen Derbys gegen den Erzrivalen Rapid.

Finks Analyse des Auftritts gegen Rijeka klang fast wie ein Abgesang auf die Aufstiegschancen. Nach drei Spielen – zwei davon zu Hause – steht ein (Auswärts-)Punkt gegen AEK Athen zu Buche. Die Griechen holten bei Tabellenführer Milan (7 Punkte) am Donnerstag ein 0:0 und halten als Zweiter bei fünf Zählern, Rijeka hat drei. "Wir wussten, dass wir nicht Favorit sind, wollten überraschen. Aber das haben wir bisher noch nicht geschafft", meinte Fink. Mit einem Sieg in zwei Wochen habe man noch die Chance auf das Weiterkommen. "Ob es dann noch reicht, wird man sehen."

Westermann: "Ich bin fast schon verzweifelt"

Fink blieb grundsätzlich. "Dass wir überhaupt in die Europa League gekommen sind, war für mich schon eine Überraschung, so wie es gelaufen ist." Er spielte auf die Abgänge von Jens Stryger Larsen und Petar Filipovic samt mitunter schweren Verletzungen in der Qualifikationsphase an. Gegen Rijeka machte sich die dünne Personaldecke wieder bemerkbar. Vor allem die uneingespielte Abwehr offenbarte Defizite – etwa bei den frühen Gegentoren durch Mario Gavranovic (21., 31.). Der Abwehrverbund ließ sich dabei zweimal scheinbar mühelos überwinden.

Routinier Heiko Westermann, der nach über einmonatiger Verletzungspause sein Comeback gab, fand deutliche Worte. "Ich bin fast schon verzweifelt, wie leicht wir Tore kassieren." Bei den Gegentreffern habe man laut dem Innenverteidiger "fahrlässig" agiert. Dabei sei Rijeka laut Westermann keine Übermannschaft.

Westermann: "Wir spielen quasi mit der letzten Elf"

Die Kroaten legten jedoch eine gewisse Kompaktheit an den Tag. Die Austria kam im gegnerischen Strafraum fast nie gefährlich zum Zug. Ein zu zentral ausgefallener Volley von Christoph Monschein unmittelbar nach dem 0:1 war ein Strohfeuer. Flammte mit dem späten Anschlusstreffer durch Kevin Friesenbichler (90.) Hoffnung auf, folgte die kalte Dusche mit dem 1:3.

"Wir spielen quasi mit der letzten Elf. Ich weiß gar nicht, wie viele Spieler aus der letzten Saison aktuell noch am Platz stehen", sagte Westermann. Von jener Startelf, die vor einem Jahr in der Europa League ein 3:3 bei AS Roma holte, waren am Donnerstag nur Raphael Holzhauser, Felipe Pires und Tarkan Serbest dabei. Die übrigen acht sind entweder verletzt (Grünwald, Almer, Venuto, Martschinko) oder haben einen neuen Verein (Kayode, Filipovic, Larsen, Stronati).

Fink: "Was sind leichte Gegentore?"

Fink wollte den Worten von Westermann nicht zu große Bedeutung geben. "Was sind leichte Gegentore? Wir bekommen sicher schnelle, das darf uns so nicht passieren", meinte der Trainer auch in Rückblick auf das 0:3 bei Sturm Graz, als es nach einer halben Stunde ebenfalls 0:2 stand. Kompakter verteidigen, den Gegner im Umschaltspiel schneller stören, das seien Sachen, die es zu verbessern gelte. In der Halbzeit sei er lauter geworden. "Aber morgen müssen die Jungs wieder aufgebaut werden."

Immerhin wartet am Sonntag Teil eins der Derby-Woche. Dabei muss die Austria zwei weitere Spieler vorgeben. Felipe Pires fehlt aufgrund einer Rot-Sperre, David de Paula ist angeschlagen. Der Spanier musste gegen Rijeka in der zweiten Hälfte wegen Muskelproblemen im Oberschenkel vom Feld. Nach jenen in der Abwehr schwinden damit auch die Optionen an den Flügeln. (APA, 20.10.2017)