Sportminister Hans Peter Doskozil hat seine Vision von einer entpolitisierten Bundessportförderung nicht umsetzen können.

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Ist ab 2018 für die Fördertöpfe des Bundes zuständig: Clemens Trimmel.

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Wien – Es spricht für die Beharrungskräfte des österreichischen Sportsystems, wenn nicht einmal einer vom Schlag des hemdsärmeligen Machers Hans Peter Doskozil etwas zu ändern vermag. Nach den Olympischen Spielen in Rio 2016 mit einer mageren Bronzemedaille im Segeln hat der Sportminister eine große Sportreform angekündigt.

Sein ursprüngliches Ziel: Entpolitisierung und Versachlichung der Bundessportförderung durch eine unabhängige Geschäftsführung. Im Sportförderungsgesetz 2017 ist davon nichts mehr übriggeblieben, die Stellung der Geschäftsführung ist schwach, für alles muss die Zustimmung von Kommissionen eingeholt werden. Und in diesen sitzen weiterhin altbekannte Gesichter wie ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel.

Kein internationaler Experte

Geschäftsführer der neuen Sportförder-GmbH, die jährlich 120 Millionen Euro Fördergelder verteilt, wird der ehemalige Tennisspieler Clemens Trimmel. Doskozils ursprünglicher Wunschkandidat war ein internationaler Experte. Die beschränkten Möglichkeiten ebendieser Geschäftsführung könnten eine Rolle dabei gespielt haben, dass des Ministers Wunsch nicht in Erfüllung gegangen ist. Die Vergabe der Fördermittel an die Verbände ist weitgehend bereits im Gesetz festgeschrieben. Außerdem hat sich Doskozil beim Gehalt des Geschäftsführers an die Vorgaben von ausgegliederten Gesellschaften des Bundes zu halten. Ein Jahressalär von 200.000 Euro wird für den Geschäftsführerposten kolportiert. Auch das mag internationale Kapazunder abgehalten haben. Von einer Frau ist in sämtlichen Gremien der Bundessport-GmbH bisher nicht die Rede gewesen.

Geschäftsführer ohne GmbH

Fragwürdig ist der Prozess der Personalauswahl. Die Bundessport GmbH ist bisher nicht in Gründung, daher konnte sich der Aufsichtsrat offiziell nicht konstituieren, geschweige denn das Auswahlverfahren für die Geschäftsführung mitbestimmen. Das Gesetz sieht jedoch vor, dass zunächst der Aufsichtsrat einen Dreiervorschlag erstellt, aus dem dann der Minister auswählt. Anfechtungen ist damit Tür und Tor geöffnet. Doskozils letzter Versuch, dem Sportsystem Paroli zu bieten, war wohl die Nominierung von Armin Assinger zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates. (Florian Vetter, 20.10.2017)