Der Schweizer Fredy Bickel dankt dem aus Altach geholten und bei Rapid überzeugenden Brasilianer Galvão.

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Wien – Bei Rapid ist Ruhe eingekehrt. Ob es eine trügerische ist, vermag Sportvorstand Fredy Bickel nicht zu beurteilen, er sagt aber: "Wir sind sicher gefestigt." Erstmals in seiner Amtszeit, sie begann offiziell im Jänner, bläst der Wind nicht von vorn, er weht quasi im Rücken des 52-jährigen Schweizers. "Und das tut gut."

Nun stehen zwei Derbys im Happel-Stadion gegen die Austria an, am Sonntag jenes in der Bundesliga, am Mittwoch wird im Cup um den Einzug ins Viertelfinale gestritten. Auswärts ist für Rapid quasi daheim, die grün-weißen Fans werden zweimal in der Mehrheit sein. Bickel kennt das Gefühl eines Derbysieges nur vom Hörensagen, dreimal probiert, dreimal verpasst (zwei Remis, eine Niederlage). Könnte er wählen, wäre ihm der Erfolg ihm Cup lieber, denn diese Niederlage hätte nicht nur den Hauch von Endgültigkeit. Prinzipiell spreche aber wenig gegen zwei Siege. Denn die Rollen sind getauscht, Rapid ist vor der Austria Dritter, die Veilchen müssen das 0:3 gegen Sturm Graz und das 1:3 in der Europa League gegen Rijeka verkraften, tiefe Wunden lecken. Abgesehen davon ist die Verletztenliste umfangreich.

"Die Dinge haben sich um 180 Grad gedreht. Der Druck liegt bei der Austria." Rapid sei in der jüngsten Vergangenheit an der eigenen Verkrampfung gescheitert. "Wir wussten, dass ein Derby ein Befreiungsschlag sein kann. Das war zu viel für uns. Nun gehen wir ganz anders in die beiden Spiele, wir stecken in keiner Krise, haben Selbstvertrauen."

Es ist nicht so, dass die Rapid-Fans nachhaltig von den Sitzen gerissen werden, zuletzt wurde gegen Mattersburg und St. Pölten jeweils 1:0 gewonnen, mehr Minimalismus hat der Fußball nicht zu bieten. Bickel: "Minimalismus ist das falsche Wort. Die Ergebnisse sind eher untypisch für unsere Leistungen gewesen. Aber es stimmt, dass wir in 90 Minuten zu viele lethargische Phasen haben."

Die Mannschaft ist im Umbruch, es entstehen Hierarchien. Das hat nicht nur, aber schon auch mit Steffen Hofmann zu tun. Er kommt aus Altersgründen selten zum Einsatz, die Zukunft des 37-Jährigen liegt im Management von Talenten. Er war eine halbe Ewigkeit lang das Sprachrohr, sein Wort zählte in der Kabine, er erledigte einen Großteil der Öffentlichkeitsarbeit, speziell in turbulenten Zeiten. Stefan Schwab (27) soll nun in die Fußstapfen treten, die laut Bickel "sehr groß sind. Wir haben ihm viel zugemutet, auf ihm lastet Druck. Aber schön langsam tritt er aus Hofmanns Schatten, auch seine Leistungen auf dem Feld werden besser."

Gute Transfers

Bickel hat im Sommer seine ersten Transfers getätigt, die Verteidiger Boli Bolingoli und Galvão überzeugen, Thanos Petsos und Stürmer Veton Berisha sind vorerst nur Transfers. Der Sportvorstand reißt keine Panik auf. "Petsos war ein Versicherungstransfer. Sollte dem jungen Ljubicic die Luft ausgehen, wird er voll da sein. Berisha ist von der Mentalität, vom Willen her ein Gewinn. Er braucht nur sein erstes Tor."

Bei der Austria herrscht zusätzliche Unruhe, da Trainer Thorsten Fink ein ernsthafter Kandidat für den Teamchefposten ist. Rapids Goran Djuricin steht sicher nicht auf Peter Schöttels Liste, was wiederum Bickel recht ist. "Unser Trainer entwickelt sich hervorragend. Er ist offen, nimmt Kritik an, lernt jeden Tag dazu, ist kein Selbstdarsteller. Aber ich habe auch nichts anderes erwartet."

Bickel ist mit Landsmann Marcel Koller befreundet. Über den Fußballbund ÖFB und dessen Stil möchte er nicht urteilen. "Das steht mir nicht zu. Ich mag es auch nicht, wenn sich Außenstehende in meine Angelegenheiten einmischen. Aber die Kommunikation war ein Wahnsinn. Ehe man Unehrliches sagt, sollte man besser schweigen." Ehrlich sei, "dass Rapid keinen Grund hat, euphorisch zu sein. Wir sind nur gefestigt." (Christian Hackl, 21.10.2017)