Wien – Das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hebt diese Woche in seiner Österreich- und Schweiz-Ausgabe ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz auf sein Cover. "Herr Kurz, sind Sie sich manchmal unheimlich?", fragt der "Spiegel" den möglichen neuen Bundeskanzler in seiner Titelstory. Kurz' Antwort: "Wenn's den Menschen in Österreich so ginge, dann hätten sie mich wahrscheinlich nicht gewählt."

Im Interview nahm der Wahlsieger auch zum umstrittenen "Falter"-Cover Stellung. Die Wiener Stadtzeitung hatte Kurz diese Woche in Anlehnung an den früheren FPÖ-Chef Jörg Haider mit dem Begriff "Der Neofeschist" bedacht. "Außer mit Haider bin ich auch schon mit Viktor Orban verglichen oder als einer beschrieben worden, der den ganzen Tag auf dem Schoß von Frau Merkel hockt. Nichts davon ist Realität, aber ich nehme zur Kenntnis, dass es in der Politik und in den Medien dazugehört, jemanden in eine Schublade zu zwängen", sagt Kurz.

Konservativer Karrierist

In einem Porträt über Kurz zeichnet das Magazin das Bild eines konservativen Karrieristen und Entrümplers seiner Partei, der die Themen der Rechten endgültig salonfähig gemacht habe. Kurz sei der konservativste Vertreter jenes neuen Politikertypus, der nun weltweit Erfolge feiert. In Europa werde Kurz mit Angela Merkel auf Augenhöhe operieren, glaubt "Der Spiegel". Die deutsche Kanzlerin wisse, dass ihr mit Kurz ein Konkurrent erwachsen ist, nicht nur in Brüssel, sondern auch im Streit über den richtigen Kurs ihrer eigenen Partei.

In Bezug auf die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen in Österreich erklärte Kurz dem deutschen Nachrichtenmagazin, dass es für ihn sehr wohl "rote Linien" gebe, er wolle diese aber nicht über die Medien kommunizieren. "Definitiv gibt es die. Nicht nur nach rechts, sondern auch nach links", sagt Kurz. (APA, 21.10.2017)