Fotos wie dieses mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache stellt die ÖVP von den "Annäherungsgesprächen" ihres Parteichefs Sebastian Kurz zur Verfügung. Andere Fotografen waren nicht zugelassen.

Foto: ÖVP/Glaser

Wien – Wer Fotos von den "Annäherungsgesprächen" von ÖVP-Obmann Sebastian Kurz mit den Chefs der anderen Parlamentsparteien wollte, war darauf angewiesen, was die ÖVP zur Verfügung stellte. Die Partei hatte einen eigenen Fotografen verpflichtet, der exklusiv die Begegnungen ablichtete, die Medien durften nur vor dem Gebäude fotografieren. Damit behielt sich die ÖVP die Kontrolle über die Bilder von Kurz mit den anderen Parteichefs vor.

Einige wenige, auch bearbeitete Bilder wurden schließlich freigegeben. Zwei dieser Fotos hat auch DER STANDARD – entsprechend gekennzeichnet – veröffentlicht und eine Erklärung angefügt.

Von der Partei sortiert

Unter den Medien hat sich eine Diskussion darüber entsponnen, ob man solche Fotos überhaupt verwenden soll. Die Antwort lautet: tendenziell nein. In Zukunft wird DER STANDARD davon absehen, solche Fotos, die von Parteizentralen vorsortiert und ausgegeben werden, zu verwenden. Und wenn doch, weil sie eben Zeitdokumente sind, dann nur mit einer entsprechenden Erklärung dazu.

Neu ist eine solche Vorgangsweise nicht. Auch Kanzler Christian Kern hatte eigene Fotografen engagiert, die ihn ins rechte Licht rücken sollten. Und auch der Bundespräsident nimmt auf Reisen Fotografen der "Heereslichtbildstelle" mit. Diese Fotos werden über die Social-Media-Kanäle und über die Presseagenturen verbreitet.

Alternative Möglichkeiten

Heikel wird es dort, wo ausschließlich der eigens engagierte Fotograf Zutritt erhält und Fotografen von Medien ausgeschlossen werden. Argumentiert wird das gerne mit dem beschränkten Platzangebot am Veranstaltungsort. DER STANDARD hält ein solches Vorgehen für eine zensurähnliche Maßnahme und hat mehrfach dagegen protestiert. Eine Alternative wäre, einen Pool an Fotografen zuzulassen oder einer unabhängigen Presseagentur, die alle Medien beliefert, die Möglichkeit zu Aufnahmen einzuräumen.

ÖVP will das anders organisieren

In der ÖVP räumte man am Montag Fehler ein, der Ausschluss der Fotografen sei unbeabsichtigt und nur mit der Platznot im Besprechungsraum begründet gewesen. Eigentlich sei man im Umgang mit den Medien und auch im Umgang mit den Fotografen auf Transparenz bedacht, man werde das in Zukunft anders und besser organisieren, erklärte ein Sprecher der Partei. (völ, 23.10.2017)