Das Disketten-Meme lässt sich zumindest bis 2014 zurückverfolgen.

Foto: Faksimile/Moddb

Wählscheibentelefone, Videokassetten, Nadeldrucker – es gibt eine Reihe von Technologien, die einst omnipräsent waren und heute im Alltag der Nutzer keine Relevanz mehr besitzen und maximal noch in einer Nische existieren. Eine Kategorie, in die mittlerweile auch die 3,5-Zoll-Diskette fällt, die einst mit ihren stolzen 1,44 MB an Kapazität das wichtigste portable Speichermedium schlechthin war.

Ende der 1990er begann allerdings ihr rapider Abstieg. Sie wurde von CDs, DVDs, USB-Sticks und Speicherkarten abgelöst. Für jene Kinder und jungen Erwachsenen, die um diese Zeit geboren wurden, spielt sie im täglichen Umgang mit Computern keine Rolle mehr. Umso glaubwürdiger ist jenes Meme, in dem eine ältere Person einem Kind eine Diskette zeigt und fragt, ob es so etwas schon einmal gesehen habe. Die Antwort: "Cool, du hast ein 3D-Modell vom Speichericon gedruckt!" "The Verge" ist dem Erfolg dieses Schmähs auf den Grund gegangen.

Der Schmäh funktioniert noch immer

Nachverfolgen lässt es sich zumindest bis September 2014. Damals hatte der Nutzer "GreenScorpion" den Ausschnitt eines Comics aus unbekannter Quelle in den Foren der Seite "Moddb" gepostet. Über die Jahre wurde es immer wieder ausgepackt. Nach wie vor liken und teilen die Leute das Meme fleißig.

Ein Beispiel: Der IT-Unternehmer Bill Gross postete ein Diskettenfoto auf Twitter, unterlegt mit demselben Schmäh. Er erntete dafür 372.000 "Gefällt mir"-Angaben und fast 175.000 Retweets. Er habe sich gerade eine Ansprache auf einer Konferenz angesehen, als er plötzlich ein Bild einer Diskette zufällig in sozialen Medien entdeckte, erklärte er dazu. Das habe alte Erinnerungen geweckt, ihn sich ein bisschen alt fühlen lassen, und daher habe er ein neues Diskettenbild hochgeladen und als Scherz den Text über das ahnungslose Kind dazu verfasst.

Nostalgie und Überlegenheitsgefühl

Und das dürfte einen Teil der Erklärung liefern, warum das "Floppy-Meme" auch heute noch gut funktioniert. Für die Generation 30+ weckt das viereckige Speichergerät nostalgische Gefühle. Hinzu kommt, dass alte Technik von Liebhabern bis heute noch gepflegt wird und die Diskette zumindest als Speicher-Icon die letzten zwei Jahrzehnte erfolgreich überdauert hat.

Gleichzeitig ermöglicht die Retro-Technik es, sich erwachsen und überlegen zu fühlen, besitzt man doch Wissen und Erinnerungen, über die die heutige Jugend nicht verfügt. Dabei muss man freilich ausblenden, dass nachrückende Generationen aufgrund der bereits erwähnten fehlenden Alltagsrelevanz auch wenig Nutzen aus einem solchen Wissen ziehen können. Ebenso, wie kaum jemand heute noch Erfahrungen mit Waschbrettern oder Dampfloks vorweisen kann, die ebenfalls längst abgelöst wurden. (red, 9.11.2017)