Der Herbst, den unsere kleine Reisegruppe gehofft hatte zumindest in Ansätzen noch zu erleben, ist in den nördlicheren Gebieten Finnlands bereits vorüber. Von Oulu über Rovaniemi nach Äkäslompolo, treffen wir auf den hunderten Kilometern weder Menschen noch Autos, sondern nur ruhig grasende Rentiere am Wegesrand. Ein kleiner Abstecher führt uns nach Pakasaivo, einem See, an dem sich einst eine heilige Stätte der Samen befand. Die Ureinwohner Lapplands glaubten, dass sich am Grund des Sees das Tor in die Unterwelt befindet, weswegen der Ort auch als "Hölle Laplands" bezeichnet wird. 

Die letzten Reste des Herbsts am Beginn unserer Reise.
Foto: Michael Prügl
Die Rentiere weiden ohne Scheu am Straßenrand.
Foto: Michael Prügl

Regnerische Tristesse im Norden Finnlands

Der nächste Morgen beginnt mit starkem Regen, als wir Richtung Kilpisjärvi aufbrechen. Nach rund 200 Kilometern Tristesse beginnt es plötzlich zu schneien und das Farbbild der Landschaft wechselt von matschigem Braun in angezuckertes Weiß. Besonders die Seen Rund um Kilpisjärvi beeindrucken mit dem winterlichen Mantel. Nah an der norwegischen Grenze kommen wir in Skibotn unter, wo die Landschaft am Abend langsam in der Finsternis verschwindet.

Der Blick ans andere Ufer im Lyngenfjord.
Foto: Michael Prügl

Ein Fuchs im Wohnzimmer

Unsere Unterkunft in Furuflaten erweist sich als etwas Eigen: Der Vermieter hat hier scheinbar einfach das Haus seiner vor einem Jahr verstorbenen Mutter übernommen, die Ausstattung belassen und als Unterkunft ins Internet gestellt. Der ausgestopfte Fuchs im Wohnzimmer erschreckt uns, ebenso kommt uns der bereitgestellte Nachttopf etwas ungewöhnlich vor.

Am nächsten Morgen sehen zum ersten Mal die Sonne. Unsere Reise führt uns weiter an den Fjorden entlang Richtung Alta. Die Landschaft hilft nicht gerade dabei, zügig voranzukommen, denn jede Kurve und jeder Winkel Nordnorwegens wartet mit atemberaubenden Szenerien auf uns. Wir durchqueren zahlreiche kleine Fischerdörfer und quirlige Städtchen wie Hammerfest. In Lillefjord hoffen wir auf unsere erste Polarlichternacht, doch die dicke Wolkenschicht lässt keine Sichtung des Lichterspektakels zu. 

Ein kleiner Fjord im Norden Norwegens in der Nähe des Örtchens Birtavarre.
Foto: Michael Prügl
Ein einzelnes Fischerboot in einem Fjord in Nordnorwegen.
Foto: Michael Prügl

Endlich zeigen sich die Polarlichter

Weiter nördlich geht kaum: Wir sind am Weg Richtung Nordkap, also an den nördlichsten Punkt, der auf Straßen von europäischem Festland aus erreicht werden kann. Interessanterweise befindet sich das Nordkap auf der Insel Magerøya, und ist entgegen den Aussagen der hiesigen Tourismusbranche nicht der nördlichste Punkt des Kontinents – was aber niemanden davon abhält, fast 30 Euro Eintritt für den touristischen Ort zu verlangen. Am Heimweg klart der Himmel auf und dann sehen wir endlich wie sich bunte Schleier über den Nachthimmel ziehen: Polarlichter. 

Nordlichter am See Leirbotnvannet.
Foto: Michael Prügl
Am Weg zurück vom Nordkap wartet spektakuläre Landschaft.
Foto: Michael Prügl
Rentiere mitten auf der Straße – kein unübliches Bild im Norden Finnlands.
Foto: Michael Prügl
Sonnenuntergang am Inari-See.
Foto: Michael Prügl

Am Weg zurück nach Oulu begrüßen uns wieder Rentiere am Wegesrand. Finnland verabschiedet uns mit einer atemberaubenden, aber doch auch etwas tristen Landschaft und einem zartrosa Sonnenuntergang, bevor der Himmel mit dicken Wolken zuzieht und uns einen letzten Ausblick auf die Nordlichter verwehrt. (Michael Prügl, 10.11.2017)