Der bereits länger angekündigte Krieg des rechtskonservativen Österreich gegen das rot-grün regierte Wien hat nun offiziell begonnen. Landwirtschaftsminister Rupprechter (ÖVP) will schnell noch das Umweltbundesamt mit mehr als 500 Mitarbeitern nach Klosterneuburg übersiedeln. Er hat das zwar bisher geleugnet, das als Ausweichquartier vorgesehene Essl-Museum, steht nun doch nicht zur Verfügung. Aber: Der "ländliche Raum" (Rupprechter) soll gestärkt werden. Klosterneuburg ist zwar praktisch ein Villenvorort von Wien, und ländlich sind eher nur die Weinberge – tut nichts zur Sache, übersiedelt wird.

Im Wahlkampf hat sich Sebastian Kurz ja schon auf Wien und seine besonders in der Flüchtlingsfrage deutlich andere Politik eingeschossen. Die ÖVP hat bei Landtagswahlen in Wien schlecht abgeschnitten, aber bei der Nationalratswahl um sieben auf 21 Prozent zugelegt. Zusammen mit den 21 Prozent der FPÖ kommt man schon in die Nähe einer blau-schwarzen Fastmehrheit. Die Krone trommelt für vorzeitige Wahlen, sobald Bürgermeister Häupl abgetreten ist, da riecht man schon einen Machtwechsel.

Österreich ist vom Wahlergebnis her geteilt: durchgehend Schwarz-Blau auf dem Land, durchgehend Rot in den größeren Städten (Grün ist ja draußen). Es ist fast so wie in der Ersten Republik, als das konservativ-reaktionäre Land gegen den progressiven "Wasserkopf Wien" feindselig eingestellt war. Wenn Wien fällt, ist die Hegemonie von rechts und rechts außen vollendet. Deshalb der Krieg gegen Wien. (Hans Rauscher, 26.10.2017)