Moskau – Nach der Messerattacke auf eine kremlkritische Radiomoderatorin will die russische Oppositionszeitung "Nowaja Gaseta" ihre Journalisten mit Waffen zur Selbstverteidigung ausrüsten. Der stellvertretende Chefredakteur der Zeitung, Sergej Sokolow, sagte am Donnerstag: "Wenn der Staat nicht bereit ist, uns zu verteidigen, werden wir uns selbst verteidigen." Es gebe "keine andere Lösung".

Der Chefredakteur der "Nowaja Gaseta", Dmitri Muratow, hatte am Mittwoch im kremlkritischen Radiosender Moskauer Echo gesagt, die Zeitung werde einige Mitarbeiter in Selbstverteidigungskurse schicken und Schusswaffen mit Gummigeschossen kaufen. Wegen einer Reihe von Mordversuchen bleibe ihm "nicht anderes übrig", sagte der Chefredakteur.

"Nowaja Gaseta" gehört zu den wichtigsten unabhängigen Medien Russlands. Offenbar im Zusammenhang mit den Recherchen der Zeitung wurden seit deren Gründung 1993 sechs ihrer Mitarbeiter getötet, darunter 2006 die Journalistin Anna Politkowskaja, die kritisch über die Kreml-Politik in Tschetschenien berichtete.

Messerattacke

Am Montag hatte ein laut Moskauer Polizei psychisch gestörter Mann in den Redaktionsräumen des Senders Moskauer Echo die Moderatorin und stellvertretende Chefredakteurin Tatjana Felgengauer niedergestochen und schwer verletzt. Die 32-jährige Journalistin befand sich am Donnerstag weiterhin im Krankenhaus.

In Russland werden immer wieder Journalisten bedroht, angegriffen, verletzt oder gar getötet. Seit 1992 wurden einer Journalistenorganisation zufolge 58 Journalisten getötet. (APA/AFP,