Am Freitag kommen die rot-weißen Flieger ein letztes Mal zum Einsatz.

Foto: APA/CHRISTOF STACHE

Berlin/Wien – Sieben Air-Berlin-Flieger verlassen am Freitag den Flughafen Wien-Schwechat nach Berlin und Düsseldorf. Sie sind die letzten Maschinen der insolventen Fluggesellschaft, die Passagiere von Schwechat nach Deutschland bringen.

Air Berlin beendet am Freitag nach knapp 40 Jahren ihren Flugbetrieb. Die wirklich letzte Maschine mit eigener Air-Berlin-Flugnummer AB6210 startet um 21.35 Uhr in München und landet um 22.45 Uhr in Berlin-Tegel. Dort wird es für die Maschine voraussichtlich eine Wasserfontäne der Feuerwehr geben, wie es bei solchen Ereignissen üblich ist. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sprach von einem "tiefen Einschnitt" im Berliner Luftverkehr. "Die Fluggesellschaft mit Sitz in der deutschen Hauptstadt und mit dem Namen Berlin auf ihren rot-weißen Maschinen war auf der ganzen Welt ein sympathischer Botschafter unserer Stadt."

"Macht et jut!"

Kurz vor dem Ende ihres Flugbetriebs verabschiedet sich die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin von ihren Kunden. "Air Berlin bedankt sich an diesem traurigen Tag bei allen Mitarbeitern, Partnern und Passagieren, die uns über die vielen Jahre ihr Herz und ihre Treue geschenkt haben", teilte die Fluggesellschaft am Freitag mit: "Air Berlin wünscht allzeit "Happy Landings!" und sagt im Namen aller Mitarbeiter "Macht et jut!""

Erster Flug 1979

Die Airline wurde 1978 gegründet und feierte am 28. April 1979 ihren Erstflug von Berlin nach Mallorca. Kritiker machen eine zu schnelle Expansion und ein verfehltes Geschäftsmodell für das Scheitern der Fluggesellschaft verantwortlich. Demnach wurde Air Berlin im Konkurrenzkampf mit Billigfliegern auf der einen Seite und Premium-Airlines wie der Lufthansa auf der anderen Seite zerrieben. Nach der Insolvenz Mitte August wird Air Berlin nun zerschlagen. Den Löwenanteil mit rund 80 von gut 130 Flugzeugen übernimmt die Lufthansa. Tausenden der ehemals 8.000 Mitarbeitern droht die Kündigung.

Fluglinie hofft auf raschen Abschluss

Air Berlin setzt momentan auf einen raschen Abschluss der Verkaufsgespräche mit Easyjet und Condor. "Ich gehe davon aus, dass wir da hoffentlich innerhalb der nächsten Tage auch Vollzug melden können", sagte der Generalbevollmächtigte von Air Berlin, Frank Kebekus, am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". Dies könne dazu führen, "dass wir da möglicherweise weitere 1.000 Arbeitsplätze anbieten können".

Air Berlin hatte jüngst offiziell erklärt, man spreche derzeit mit dem britischen Billigflieger Easyjet und der Thomas-Cook-Tochter Condor. Ein Konzernsprecher hatte von einem "Kopf-an-Kopf-Rennen" gesprochen. Kebekus sagte dazu nur: "Wir verhandeln ja auch noch mit einem zweiten und dritten Interessenten." Zuvor hatte sich die Airline bereits mit der Lufthansa auf den Kauf von mehreren Unternehmensteilen geeinigt.

Deutsche Regierung erwartet Rückzahlung

Die deutsche Regierung rechnet fest mit der Rückzahlung des Millionenkredits für die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin. "Wir gehen davon aus, dass der Kredit zurückgezahlt wird", sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums am Freitag in Berlin. Zu den Details wollte er sich nicht äußern.

Nachdem die Niki-Mutter Air Berlin Mitte August Insolvenz angemeldet hatte, konnte der Flugbetrieb nur deshalb aufrechterhalten werden, weil der deutsche Bund über die staatliche KfW-Bank einen Kredit über 150 Millionen Euro gewährte. (Reuters, red, 27.10.2017)