Franco Foda blickt spannenden Zeiten entgegen. Er fühlt sich geehrt, österreichischer Teamchef sein zu dürfen.

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Präsident Leo Windtner (links) und Sportdirektor Peter Schöttel sind überzeugt, dass Foda die beste Wahl ist. Zumal Peter Stöger am Sonntag abgesagt hat und weiter in Köln leidet.

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Österreichs Teamchefs seit 1993.

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Wien – Am Montag, Punkt 18.30 Uhr, stieg quasi weißer Rauch auf. Österreich hat nämlich einen neuen Teamchef. Fußballpräsident Leo Windtner ließ in einem Hotel in Wien das Katzerl aus dem Sackerl. Die Überraschung war enden wollend, es ist logischerweise Franco Foda. Der Deutsche wurde seit Tagen als Topfavorit für die Nachfolge von Marcel Koller gehandelt. Also sagte Windtner: "Österreich hat acht Millionen Teamchefs, wir haben einen, Franco Foda." Er wurde vom ÖFB-Präsidium auf Vorschlag Windtners einstimmig (13:0) gewählt.

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Für den Verbandschef war das nach einigen, von seinen mitunter verhaltensauffälligen neun Landesfürsten verabreichten Niederlagen, ein Erfolgserlebnis, fast ein Comeback. Windtner hätte ja nichts gegen einen Verbleib Kollers und des Sportdirektors Willi Ruttensteiner gehabt.

Assistenten Thomas Kristl und Imre Szabics

Der 51-jährige Foda wird bis Ende Dezember weiterhin Sturm Graz betreuen, für das Trainingslager vom 6. bis 12. November in Marbella und das freundschaftliche Länderspiel am 14. November in Wien gegen Uruguay hat ihm der Verein Urlaub gewährt, Gegenteiliges wäre absurd gewesen. Offizieller Dienstantritt ist der 1. Jänner 2018, am 31. Dezember 2019 endet der Vertrag. Es sei denn, Österreich schafft die Qualifikation für die EM 2020, dann verlängert sich das Miteinander bis nach der Endrunde. Sturm kassiert eine sechsstellige Ablöse, Foda nimmt seine Assistenten Thomas Kristl und Imre Szabics mit zum ÖFB. Die Hauptstadt wird eine Außenstelle von Graz. Windtner begründete die Wahl so: "Er kennt den österreichischen Fußball als Spieler wie als Coach. Er ist ein akribischer Arbeiter. Er kann eine Galionsfigur werden."

ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel plauderte aus dem Nähkästchen, ließ die arbeitsintensiven Tage Revue passieren. Über Foda sagte er: "Das ist eine Entscheidung, die ich für sehr gut heiße. Ich traue ihm zu, sehr erfolgreich zu arbeiten." Seine Mannschaften würden immer sehr gut organisiert spielen. "Er ist konsequent und beinhart auf seinem Weg. Es ist kein Zufall, dass Sturm Tabellenführer ist." Neben Foda schafften es auch Austrias Coach Thorsten Fink und der ewige Fast-Teamchef Andreas Herzog auf die Shortlist. Schöttel hatte ursprünglich eine österreichische Lösung präferiert. "Foda ist immerhin ein Wahlösterreicher."

Absage von Stöger "schweren Herzens"

Absoluter Wunschkandidat ist freilich Peter Stöger gewesen. Erst am Sonntag hat der "schweren Herzens" endgültig abgesagt, obwohl seine Tage beim 1. FC Köln gezählt sein könnten. Schöttel: "Es war eine Hängepartie, wir haben täglich telefoniert." Weiters wurden kontaktiert: Adi Hütter, der will allerdings mit Young Boys Bern Schweizer Meister werden. Ralph Hasenhüttl hat mit Leipzig langfristige Ambitionen. Schöttel hat zudem mit dem Schweizer Rene Weiler, dem Kroaten Niko Kovac und dem Deutschen Markus Weinzierl gesprochen, verhandelt wäre eine leichte Übertreibung. Kovac soll sich durchaus geehrt gefühlt haben, ohne zu zögern, blieb er bei der Frankfurter Eintracht. Schöttel hätte das Amt übrigens auch Fink und Herzog "hundertprozentig zugetraut".

Foda verdient deutlich weniger als Koller, das war Teil des Anforderungsprofils. Es ist aber sicher mehr als bei Sturm. Der neue Teamchef wird am Dienstag in Wien eine Pressekonferenz geben (12.30 Uhr im Ticker), vorweg sagte er: "Für einen Trainer ist es eine große Ehre, als Teamchef für Österreich zu arbeiten. Ich freue mich auf die Aufgabe und die Spieler und bin der Überzeugung, dass wir gemeinsam erfolgreich sein werden." Es wird ab sofort spannend, es geht ans Eingemachte. Die Nation lechzt zum Beispiel nach einer Antwort auf die Frage, ob Foda David Alaba wie Koller als Freigeist im Mittelfeld oder als linken Außenverteidiger sieht, sich der Meinung von Bayern München anschließt. Sturm Graz sucht derweil einen neuen Foda. Koller ist aber viel zu teuer. (Christian Hackl, 30.10.2017)