Empa-Forscher haben polymere optische Fasern in den Stoff eingewebt und an LEDs gekoppelt. An diesen Stellen leuchtet das Gewebe im therapeutischen Wellenlängenbereich. Ein weiterer Vorteil dieser Technik: Der Satinstoff ist atmungsaktiv und liegt geschmeidig auf der Haut.

Foto: Empa

Dübendorf – Neugeborene, die nach der Geburt an einer Gelbsucht leiden, werden üblicherweise mit kurzwelligem Licht im Brutkasten therapiert. Schweizer Forscher haben nun einen Leucht-Pyjama entwickelt, mit dem das Baby auch beim Kuscheln mit seinen Eltern behandelt werden kann.

Bei mehr als der Hälfte aller Neugeborenen verfärbt sich die Haut in den ersten Lebenstagen gelblich: Ein Zeichen von Neugeborenen-Gelbsucht. Dabei sammelt sich Bilirubin – ein giftiges Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin – in der Haut an. Bei schweren Fällen müssen die betroffenen Neugeborenen für eine Behandlung mit blauem Licht in den Brutkasten. Diese Phototherapie unterstützt den Bilirubin-Abbau in der Haut.

Strampler mit optischen Fasern

Maike Quandt und Luciano Boesel von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa haben mit Kollegen nun eine Alternative entwickelt, der die Bestrahlung im Brutkasten künftig ablösen könnte: einen Baby-Pyjama, in den optische Fasern eingewebt sind und der dank LEDs blau leuchten kann.

Aus herkömmlichem Garn und den optischen Fasern gelang es den Wissenschaftern, einen geschmeidigen Satin-Stoff zu weben, in dem sich das Licht aus den LEDs gleichmäßig verteilt und die Haut es Babys anstrahlt. Das Webverfahren passten sie dafür so an, dass die optischen Fasern in einem bestimmten Winkel gebogen werden, berichten die Forscher im Fachblatt "Biomedical Optics Express". Dies hat den Vorteil, dass das Blaulicht tatsächlich gleichmäßig aus dem Gewebe austritt und nicht in der Faser bleibt.

Kein Augenschutz notwendig

Aus dem so gewebten Stoff lässt sich Babykleidung herstellen, in denen das Neugeborene bestrahlt werden kann, während es beispielsweise mit seinen Eltern kuschelt statt allein im Brutkasten zu liegen. Auch könne ein Leucht-Strampler so hergestellt werden, dass das Licht nur nach innen strahlt, so die Mitteilung. Dadurch müssten die Augen des Säuglings nicht mehr vor dem Blaulicht geschützt werden, wie es im Brutkasten der Fall ist.

Noch ist der Baby-Pyjama ein Prototyp, der relativ wenig Licht abstrahlt. "Für die kommerzielle Produktion muss die Lichtstärke des Pyjamas daher noch etwas erhöht werden", sagte Quandt. Dies sei jedoch durch stärkere Leuchtdioden problemlos möglich. (APA, red, 4.11.2017)