Das Video von Rudolf Gelbard löste hasserfüllte Kommentare aus

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Der Holocaust-Überlebende Rudolf Gelbard hat vor etwas mehr als einer Woche in einem Facebook-Video vor einer Regierungsbeteiligung der FPÖ gewarnt. Gelbard thematisierte in dem kurzen Clip, der von SOS Mitmensch veröffentlicht wurde, die hohe Anzahl an Korporierten in den Reihen der FPÖ. Gelbard, der im Alter von 12 Jahren in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert worden war, wies in dem Video darauf hin, dass zahlreiche Burschenschaften nach wie vor Ehrentafeln für Nationalsozialisten haben, sogar wenn diese direkt am Holocaust beteiligt waren.

Versuch einer Diskussion

Das Video, das mehr als 85.000 Aufrufe und tausende Shares erreicht hat, sorgte auch für eine Reihe von Hasspostings. SOS Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak sagte zum STANDARD, dass es wiederholt "scharfe und teils hetzerische Angriffen" auf der Facebook-Seite der NGO gäbe. "Auch das Video von Rudolf Gelbard ist betroffen – wir haben eine Reihe an Löschungen und Sperren vornehmen müssen", so Pollak. Allerdings versuche man, mit kritischen Stimmung zu diskutieren und etwa das Gerücht, Gelbard habe den Text nicht selbst verfasst, zu zerstreuen.

"Linke Hetze"

Nutzer schreiben etwa, dass sie SOS Mitmensch an das "nordkoreanische Regime" erinnere, das "Menschen generationenübergreifend bestraft". Eine Userin sprach von einer "im Hirn total benebelten Birne" und "linker Hetze". Andere leugneten gar den Holocaust, indem sie schrieben "es gibt auch Zeitzeugen, die das Gegenteil behaupten". Laut Pollak wurde eine zweistellige Zahl an Postings gelöscht, er vermutet auch Fake-Accounts.

Nicht der erste Vorfall

Gelbards Video ist nicht die erste Wortmeldung, die eine Welle an Hasspostings auslöst. Erst vor wenigen Tagen hatte ein offener Brief von Oskar Deutsch, dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, zu einem "antisemitischen Sturm" im Netz geführt. Deutsch hatte in dem Brief ebenfalls vor einer Regierungsbeteiligung der FPÖ gewarnt.

Im Bundespräsidentschaftswahlkampf war das Video der Holocaust-Überlebenden "Frau Gertrude", die sich für Alexander Van der Bellen aussprach, mehrere Millionen Mal angeklickt worden. Für Kritik sorgte, dass der Clip später mit einem Werbepreis ausgezeichnet worden ist. Das befeuerte meist von äußerst rechter Seite verbreitete Theorien, die Holocaust-Überlebende sei "gekauft" worden. Laut der Kampagne Van der Bellens soll die 89-Jährige jedoch von sich aus auf das Wahlkampfteam zugekommen sein, die Aufzeichnung ihrer Wortmeldung habe dann eine Agentur übernommen. (fsc, 1.11.2017)