Harald Mahrer hat einen ausgeprägten Sinn für Selbstinszenierung.

Foto: cremer

Wien – Die Außenwirkung muss bei Harald Mahrer immer stimmen. Der 44-Jährige, der nun Nachfolger von Christoph Leitl als Wirtschaftskammer-Präsident werden soll, achtet bei all seinen politischen Aktionen auf entsprechende Inszenierung. Legendär und gleichzeitig von spöttischen Kommentaren begleitet wurde sein für die Fotografen gestelltes High Five mit Ex-Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) für die "fast geile" Bildungsreform.

Das PR-Geschäft hat der 1,94 Meter große Mahrer von der Pike auf gelernt. Er war ab 2006 geschäftsführender Gesellschafter der Agentur Pleon Publico, die pikanterweise für eine Kampagne der Pleitebank Hypo Alpe Adria gegen die Finanzmarktaufsicht verantwortlich zeichnete.

Ideenlieferant

Als Ideenlieferant für die ÖVP trat Mahrer ab 2011 in Erscheinung, als er zum Leiter der Julius-Raab-Stiftung aufstieg, eines Thinktanks des ÖVP-Wirtschaftsflügels. In die Spitzenpolitik holte ihn dann 2014 der damalige ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner, der den studierten Betriebswirt zum Staatssekretär im Wirtschaftsministerium machte. Was die zwei verbindet: Sie gelten beide als ausgesprochen schwierige Chefs. Mitarbeitern gegenüber soll Mahrer mitunter einen äußerst rauen Umgangston pflegen. Im Ministerium wird erzählt, er habe so viele Chauffeure vergrault, dass zeitweise niemand mehr mit ihm fahren wollte.

Aus seinen Kabinetten sollen gut zwei Dutzend Mitarbeiter freiwillig oder unfreiwillig ausgeschieden sein. Zu SPÖ-Chef Christian Kern soll Mahrer dafür einen äußerst guten Draht haben. Er hat auch die frühere ÖBB-Sprecherin Kerns in sein Büro geholt.

Förderer von Kurz

Zu ÖVP-Chef Sebastian Kurz, den er bereits in jungen Jahren unterstützte, wurde Mahrer lange ein gutes Verhältnis nachgesagt. Schließlich machte ihn Kurz auch zum Wirtschaftsminister. Zum engsten Beraterkreis des Außenministers zählte Mahrer im Wahlkampf dann aber nicht. Auch aktuell wurde er nicht ins engere Team für die Koalitionsverhandlungen aufgenommen, was manche in der ÖVP als Indiz werten, dass Kurz bereits jemanden anderen für das Wirtschaftsressort im Auge habe.

Mahrer ist mit Andrea Samonigg-Mahrer verheiratet, die ein Privatspital in Spittal/Drau leitet. Dort lebt die Familie auch. Seine Ehefrau ist laut Firmenbuch auch Geschäftsführerin seiner HM Tauern Beteiligungs GmbH, als deren Alleingesellschafter Mahrer bis heute fungiert. (Günther Oswald, 2.11.2017)