Das Grippevirus ist momentan am Weg in die nördliche Hemisphäre. Die Epidemie im Süden, also in Australien, ist meist ein Gradmesser für Europa.

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Australien hatte heuer mit einer besonders starken Influenza-Epidemie zu kämpfen: Zwischen Juni und September 2017 war nicht nur die Anzahl der Influenza-Infektionen deutlich höher als in den vergangenen 15 Jahren, sondern auch der Verlauf und die Komplikationsrate fiel drastischer aus. So starb etwa ein achtjähriges Mädchens aus Melbourne an den Folgen einer Influenza-Erkrankung. Auch der Tod des 30-jährigen Ben Ihlow sorgte für Aufregung. Der Mann war vier Tage nach den ersten Grippesymptomen stationär in einem Spital aufgenommen worden und verstarb schließlich an der Infektion mit den A(H3N2)-Viren.

Insgesamt wurden in Australien heuer 167.000 Influenza-Fälle durch Labortests bestätigt, das sind zweieinhalb Mal so viele wie im Vorjahr. Für Virologen ist der epidemische Verlauf in der südlichen Hemisphäre einen Prognosefaktor. Demnach wird mit Beginn des Jahres 2018 auch mit einer starken Grippewelle in Europa gerechnet.

Auf den Wasserhaushalt achten

Wissenschafter haben einen Zusammenhang zwischen Infektionen und Diabetes festgestellt. Das heißt: Infektionserkrankungen können Diabetes auslösen, und umgekehrt macht Diabetes die Betroffenen anfälliger für Infektionen, sagen Experten des Instituts für Diabetesforschung vom Helmholtz Zentrum München. Zudem können schwere Infektionskrankheiten bei Menschen mit Typ-2 Diabetes vorübergehend sogar eine Insulintherapie erforderlich machen.

Bei hohen Blutzuckerwerten bindet sich überschüssige Glukose an wichtige Bestandteile des Abwehrsystems – dadurch arbeitet das Immunsystem eines Diabetikers weniger effizient. Durch eine Infektionskrankheit ist zudem die Durchblutung nicht optimal. Darunter leiden vor allem die kleinsten Gefäße, wodurch permanent zu wenige Nährstoffe und weniger Sauerstoff ankommen.

Was Forscher noch berechnet heben: Bei Diabetikern ist das Risiko an einer Grippeerkrankung zu sterben etwa dreimal so hoch wie bei gesunden Menschen. Eine mögliche Erklärung dafür: Da bei einer akuten Infektion die Insulinwirksamkeit herabgesetzt ist, können sich die Blutzuckerwerte dauerhaft in einem ungewohnt hohen Bereich bewegen. Um den hohen Blutzuckerspiegel zu senken, scheidet der Körper Glukose über die Nieren aus. Dadurch verliert er viel Wasser – ein Effekt, der durch Fieber oder erhöhte Körpertemperatur noch verstärkt wird. Deshalb sei es besonders wichtig, ausreichend zu trinken, heißt es vonseiten des Vereins "Diabetes Austria".

Typ-2-Diabetiker profitieren von Grippe-Impfung

Eine Influenza-Infektion bedeutet Stress für den Körper, der besonders für Insulin spritzende Diabetiker belastend sein kann, da es sehr schwierig ist, den Blutzucker unter Kontrolle zu halten. Häufig brauchen die Betroffenen deutlich mehr Insulin als sonst, denn etwa gleich viel Insulin, wie normalerweise fürs Essen benötigt wird, "frisst" nun die Krankheit. "Wer es aufgrund der Krankheit nicht schafft, regelmäßig zu essen, riskiert außerdem noch eine Hypoglykämie, also Unterzuckerung. Und genau dieses Auf und Ab des Blutzuckerspiegels kann zu Komplikationen führen", betonen die Experten von Diabetes Austria.

Eine retrospektiven Studie aus dem Jahr 2016, die im Canadian Medical Association Journal veröffentlicht wurde, zeigte, dass sich das Sterberisiko oder die Wahrscheinlichkeit für eine stationäre Behandlung von Typ-2-Diabetikern durch eine Influenza-Impfung womöglich reduzieren lässt. Für die Untersuchung wurden die Daten von knapp 125.000 Typ-2-Diabetikern in England analysiert. Die Ergebnisse: Wer geimpft war, hatte ein um 19 Prozent geringeres Risiko für einen akuten Myokardinfarkt und ein 30 Prozent niedrigeres Risiko einen Schlaganfall zu bekommen. Auch die Wahrscheinlichkeit, ein Herzversagen zu erleiden war in der Gruppe der Geimpften um 22 Prozent geringer. Insgesamt sank die Sterbewahrscheinlichkeit in der Gruppe der Geimpften um 24 Prozent.

Allerdings lassen sich durch eine retrospektive Studie keine kausalen Schlüsse ziehen. "Für Menschen mit Diabetes findet sich keine einzige gut gemachte Studie. Deshalb ist auch nicht klar, wie groß der Nutzen einer Grippeimpfung für Diabetiker tatsächlich ist", kritisierte kürzlich die unabhängige Arzneimittelplattform "Gute Pillen, schlechte Pillen". (red, 2.11.2017)