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Jerome Powell wird neuer Chef der US-Notenbank Fed.

Foto: Reuters/Joshua Roberts

Jerome Powell betritt den Saal mit gesenktem Kopf. Vor dem Pult des Economic Club of New York richtet sich der 64-Jährige mit den grauen Haaren die Brille zurecht. Er spricht mit ruhiger und ernster Stimme. Für viele ist "Jay", wie er von Freunden und Bekannten genannt wird, der Inbegriff eines typischen Notenbankers: In seinen Reden bleibt er sachlich, wägt seine Worte ab, geschmunzelt oder gelacht wird wenig im Saal.

Und trotzdem scheint Powell US-Präsident Donald Trump imponiert zu haben: Der hat ihn am Donnerstag als neuen Chef der US-Notenbank Fed eingesetzt. Durch deren Macht über die Instrumente Zinsen und Geldmenge gehört Powell nun zu einem der einflussreichsten wirtschaftlichen Akteure weltweit.

Für Trump war Powell auf mehreren Ebenen attraktiv: Der gelernte Jurist war als Banker und Investor erfolgreich. Sein Nettovermögen beläuft sich auf 55 Millionen Dollar (47 Millionen Euro). Nach einem Bachelor in Politikwissenschaft an der Princeton University machte er den Jus-Abschluss an der Georgetown University. Er arbeitete in einer Investmentbank, später in der Beteiligungsgesellschaft Carlyle in New York und gründete dann seine eigene Investmentfirma. Später wurde er Chef eines Private-Equity-Fonds, der in erneuerbare Energien investiert.

Im Gegensatz zur Noch-Fed-Chefin Janet Yellen ist Powell Republikaner, er zählt dort zum gemäßigten Flügel. Bereits für die Regierung von George Bush senior arbeitete er als Spitzenbeamter im Finanzministerium.

2012 wurde Powell von Barack Obama in die Führungsetage der Notenbank berufen. Dort hat er den Kurs von Yellen kontinuierlich unterstützt und zugunsten jeder Fed-Entscheidung abgestimmt. Auch deshalb ist "Jay" für Trump ein idealer Chef: Er soll im Grunde die Linie Yellens weiterführen und den Finanzmärkten Kontinuität in der Geldpolitik signalisieren.

Angesichts hoher Wachstumsraten und einer deutlich gesunkenen Arbeitslosenquote soll er die Zinsen stufenweise erhöhen und die aufgeblähte Bilanz möglichst bald abbauen. Powell ist – anders als Yellen – offen für eine Lockerung der Dodd-Frank-Gesetze, die als Reaktion auf die Finanzkrise 2007 als striktes Regelwerk für Banken verabschiedet wurden. Auch das würde Trump gefallen, der diese Regeln für überzogen hält.

Powell ist mit Elissa Leonard verheiratet und hat mit ihr drei Kinder. (Jakob Pallinger, 2.11.2017)