Das Burgenland bekommt ein neues Schloss.

Foto: ifa AG

In Neusiedl entstehen mehr als 100 Mietwohnungen in einer stillgelegten Kaserne.

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Dass ein Frosch sich in einen Prinzen verwandeln kann, erzählt uns ein altes Märchen. Beinahe märchenhaft, doch aus der heutigen Zeit, klingt auch folgende Geschichte: Im burgenländischen Neusiedl am See wird eine alte, seit mehreren Jahren leerstehende Kaserne in ein "Schloss" verwandelt – namentlich und baulich. Denn dort, wo früher Rekruten beherbergt waren, entstehen auf einem 8000 Quadratmeter großen Gelände bis Ende 2018 insgesamt 104 Mietwohnungen im Rahmen des Projekts "Schloss Neusiedl".

Doch wie kam es zu der Idee? "Die Kaserne hat zweifelsohne historische Komponenten. Sie wurde in den Jahren 1853 bis 1856 unter Kaiser Franz Joseph I. fertiggestellt", sagt Christian Kirchmayer, Projektentwickler und Direktor Vertrieb und Marketing der zur Soravia-Gruppe gehörenden ifa AG. Ziel sei es gewesen, diese alten Wurzeln des Gebäudes mit modernem Wohnen, das den Ansprüchen der künftigen Bewohner genügt, zu verbinden.

Etwas Fantasie

Und tatsächlich: Auf den ersten Blick wirkt die ehemalige Berger-Kaserne, aus der im Jahr 2005 die letzten Rekruten ausgezogen sind, zumindest ein wenig majestätisch. Das liegt vermutlich vor allem an ihrer Größe, dem gelblichen Anstrich und der viereckigen Form mit Innenhof – mit etwas Fantasie lässt sich eine Ähnlichkeit mit dem Schloss Schönbrunn durchaus erahnen.

Freilich wird der schlosshaften Anmutung aber im Zuge des Umbaus noch etwas nachgeholfen. Im Innenhof, auf dem ehemaligen Exerzierplatz, soll anstatt der aktuellen Asphaltwüste eine Gartenanlage mit dekorativen Elementen aus der Renaissance entstehen. Auf allen vier Seiten des Baus werden Arkaden freigelegt, um die dahinter entstehenden Wohnungen besser mit Tageslicht zu versorgen, erzählt Kirchmayer.

Gute Dienste

"Dabei arbeiten wir eng mit dem Bundesdenkmalamt zusammen", heißt es bei der ifa. Bei der Sanierung der Sofiensäle in Wien vor drei Jahren habe man sich im Umgang mit erhaltenswerten historischen Bauten beweisen können, so das Unternehmen. So soll es nun auch in Neusiedl sein: "Das Gebäude hat über 150 Jahre seinem Land gute Dienste erwiesen", so die ifa.

Die 104 Wohnungen sind zwischen 50 und 100 Quadratmeter groß. Jede Wohnung verfügt über mindestens zwei Stockwerke. Auf einer der vier Seiten des Gebäudes wird zudem ein Dachgeschoß aufgestockt. Dort entstehen Wohnungen auf drei Stockwerken. Generell habe man sich auf eher kleinere Wohneinheiten konzentriert, erklärt Kirchmayer. Der Mietpreis liege bei acht Euro netto pro Quadratmeter. Zu jeder Wohnung wird es außerdem einen Garagenplatz geben.

Gut angebunden

Zur Zielgruppe gehören sowohl Menschen aus der direkten Umgebung wie auch Mieter aus Wien, die die Wohnung als Zweitwohnsitz nutzen können. "Neusiedl am See liegt sehr günstig – in nur 41 Minuten ist man in Wien, nur drei Minuten braucht man bis zum Seeufer, und auch am Flughafen Schwechat ist man schnell", heißt es vonseiten der ifa. Nach den bisherigen Anmeldungen zu urteilen, so Kirchmayer, hätten sowohl Wiener als auch Burgenländer bereits Interesse an den Wohnungen. Konkrete Zusagen könnten zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht gemacht werden.

"Dass sich in der Kaserne jetzt etwas tut, sorgt für großes Interesse in der Umgebung", sagt Kirchmayer. Und Kurt Lentsch, Bürgermeister von Neusiedl am See, bestätigt: "Kasernen – insbesondere im ländlichen Raum – prägen nicht nur einen kleinen Stadtteil, sondern das gesamte Gemeindegefüge." Die leerstehende Kaserne habe ihm selbst als Bürgermeister bereits schlaflose Nächte bereitet. Als die Pläne der ifa – mit dem Umbau wurde Architekt Ernst Unterluggauer beauftragt – schlussendlich vorlagen, sei ihm ein Stein vom Herzen gefallen.

Private Investoren

Das Investitionskapital von 22,23 Millionen Euro wurde im Zuge eines Bauherrenmodells aufgestellt. Es handle sich, so Kirchmayer, dabei um einen Zusammenschluss mehrerer privater Investoren. Nähere Details dazu gebe man aber nicht frei, so das Unternehmen.

Sich abschauen, wie "ein Schloss umbauen" wirklich geht, können sich die Projektentwickler übrigens etwa 30 Kilometer südwestlich von Neusiedl. Denn dort, in Eisenstadt, wurden kürzlich umfassende Renovierungsarbeiten am Schloss Esterházy gestartet. Bis 2021 wird die komplette Dachlandschaft der einstigen Fürstenresidenz saniert. (Bernadette Redl, 5.11.2017)