Jahrelang stand die K.K. Telegrafen Centrale im ersten Bezirk leer, bald schon soll sie aufgestockt und revitalisiert werden.

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Die "Imperial Lofts" in den Prunksälen sollen mit Wohnungsgrößen von bis zu 500 Quadratmetern aufwarten.

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Am Börseplatz im ersten Bezirk tut sich etwas: Seit einigen Monaten verhüllt ein Transparent die Fassade der ehemaligen K.K. Telegrafen Centrale, die unter Kaiser Franz Joseph errichtet wurde und zuletzt leerstand. "Dieses Gebäude ist seit 15 Jahren ein Schandfleck", sagt Benedikt Zankel, Geschäftsführer der Börseplatz 1 GmbH & Co KG – und für den Baulärm verantwortlich, der sich hier demnächst einstellen wird.

Denn in der "Google-Zentrale der Monarchie", wie die Telegrafenzentrale bei einer Projektpräsentation vor kurzem genannt wurde, sollen bis 2019 hochpreisige Wohnungen entstehen: In den Regelgeschossen sind 27 Luxuswohnungen geplant. Darüber entstehen sechs bis zu 500 Quadratmeter große sogenannte "Imperial Lofts" in Prunksälen. Im noch auszubauenden Dachgeschoss sind "Skyview-Penthouses" geplant, wo die Quadratmeterpreise jenseits der 20.000 Euro liegen werden. Die regulären Wohnungen sind schon seit längerem am Markt, vor wenigen Tagen fand der Vermarktungs-Auftakt für die Luxuswohnungen in den oberen Stockwerken statt.

Große Konkurrenz

Sorgen, dass er auf den Wohnungen sitzen bleibt, macht sich Zankel trotz großer Konkurrenz am Wiener Luxusmarkt keine. Das Produkt sei hierzulande einmalig, von der Größe her seien die Wohnungen in den oberen Geschoßen wie ein doppeltes Einfamilienhaus mitten in der Stadt. Die Interessenten seien bunt gemischt. Das Produkt sei aber wohl nur für diejenigen, die "für sich selber etwas ganz Spezielles wollen", so Zankel.

Derzeit wird in der Berggasse 35 im neunten Bezirk noch eine weitere frühere Kommunikationszentrale der Monarchie umgebaut – ebenfalls in Wohnungen der Luxuskategorie. Größenordnung und Lage seien am Börseplatz aber andere, ist Zankel überzeugt: "Es gibt ein Unikat – und etwas, das dem Unikat nachempfunden wurde." Die Wiener Innenstadt werde wertbeständig bleiben, ist Zankel überzeugt. Preiskorrekturen sieht er eher im Speckgürtel als hier.

In den letzten fünf Monaten wurde bereits mit den ersten Abbrucharbeiten in Etappen begonnen. "Kein Raum hier gleicht dem anderen, kein Stockwerk ist gleich. Dieses Haus ist gewachsen", sagt Zankel. Teile des Gebäudes, darunter die Fassade, stehen unter Denkmalschutz. Erhalten bleibt auch manche technische Errungenschaft aus der Zeit Kaiser Franz Josephs: Lüftungsschächte etwa, die damals schon das gesamte Haus mit Frischluft versorgten, finden auch heute wieder Verwendung.

Partykeller für die Kinder

Für die Käufer der Wohnungen spielt auch die Sicherheit eine wichtige Rolle. Daher wird am Börseplatz ein zweistufiges Concierge-Konzept ausprobiert. Ein Concierge wird sich um Sicherheit und Sauberkeit des Hauses kümmern und für die Bewohner bestimmte Serviceleistungen – etwa das Rufen eines Taxis – erledigen.

Für die zwölf obersten, teuersten Wohnungen des Hauses wird es noch einen zweiten Concierge geben, der als Personal Assistant fungiert und sich um "alles, was im Rahmen des gesetzlich und ethisch vertretbaren Rahmens" möglich ist, kümmert, wie Zankel es ausdrückt. Zum Beispiel, wenn ein Bewohner kurzfristig Personenschutz beantragen oder einen Privatjet buchen will. Die Kosten dieses Personal Assistants werden im ersten Jahr übernommen, danach müssen die Bewohner entscheiden, ob ihnen der Service die wohl erheblichen Kosten wert ist.

Der dreieinhalb Stockwerke unter das Haus reichende Keller wird künftig zum Teil als Garage genutzt werden. Vorgesehen sind aber auch allgemeine Bereiche wie beispielsweise ein Kinderpartykeller, "damit man sich nicht das schöne Parkett in der Wohnung kaputt macht", so Zankel. Auch ein "Degustationskeller" im alten Gewölbe ist für die Allgemeinheit vorgesehen, Teile des Kellers könnten Wohnungsbesitzer aber auch privat erwerben. Im Keller wird es auch Frischeboxen geben, "wenn man auf Reisen ist und für den Tag seiner Rückkehr vom Meinl am Graben Kaviar und Hummer bestellt". (zof, 6.11.2017)