Als Faustregel empfiehlt Dermatologe Aberer: "Man duscht sich nicht aus Vergnügen, sondern um sich zu reinigen."

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Gerade im Winter sehnen wir uns nicht selten nach einer langen, heißen Dusche. Dabei sind weder eine zu hohe Wassertemperatur noch ein zu häufiger oder zu langer Duschvorgang für die Haut gesund. Folglich gilt: Die Körperreinigung sollte nicht zur Wellness-Auszeit werden, sondern das simple Abwaschen vom Schmutz des Alltags sein.

"Man duscht sich nicht aus Vergnügen, sondern um sich zu reinigen", drückt es Werner Aberer, Vorstand der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie an der Medizinischen Universität Graz aus. Seine Empfehlung: Es genüge, sich unter der Dusche kurz mit Duschgel einzucremen und gleich danach wieder ebenso zügig abzuspülen. Damit sei die Sache erledigt.

Hauttyp und Umweltfaktoren beeinflussen Häufigkeit

Auf die Frage, wie häufig man sich duschen soll, gibt es keine Standard-Antwort. Das hängt unter anderem vom Hauttyp ab. "Zehn bis 20 Prozent der Bevölkerung haben von Natur aus eine trockenere, empfindlichere Haut", so Aberer, "es gibt viele Abstufungen, was die Haut des Einzelnen aushält."

Auch Umweltfaktoren bestimmen, wie oft wir uns unter die Dusche stellen sollten beziehungsweise dürfen. Dazu zählen etwa die Lebensgewohnheiten, das berufliche Umfeld, die klimatischen Bedingungen oder wie stark jemand schwitzt. Bei der Körperhygiene spiele die Erfüllung gesellschaftlicher Erwartungen eine tragende Rolle: Man möchte möglichst keinen Geruch verbreiten. Und wenn, dann sollte es ein angenehmer sein.

Einmal täglich kurz abduschen reicht

Aus Aberers Sicht reicht es jedenfalls, sich einmal täglich kurz zu duschen. "Das ist für die meisten Personen mit normaler Haut durchaus sinnvoll und wichtig", empfiehlt er. Ob jemand das Bedürfnis nach einer zweiten Dusche habe, sei sowohl von den Lebensgewohnheiten als auch vom persönlichen Empfinden abhängig.

Wem nicht jeden Tag nach Duschen zumute ist, der sollte zumindest die großen Beugen wie die Achseln, aber auch die Genitalien täglich reinigen. Damit wird die Zahl der Bakterien reduziert. Diese haben es gern warm und feucht und vermehren sich deshalb in den genannten Bereichen rascher. Zersetzen sie sich, verbreiten sie einen unangenehmen Körpergeruch.

Wer häufig duscht, sollte viel cremen

Die in Duschgels enthaltenen Tenside sorgen dafür, dass sich der Schmutz von der Haut löst. Das Problem: Sie wird dabei gleichzeitig entfettet. "Wir brauchen aber den Fettschutzfilm auf der Haut, er ist ein wichtiger Teil ihrer Barriere und hält sie im Gleichgewicht", erklärt Aberer. Deshalb gilt: Je öfter wir duschen, desto häufiger sollten wir uns danach eincremen.

Das sorgt dafür, dass die Haut rückgefettet und geschmeidig gehalten wird. "Die normale gesunde Haut braucht keine besondere Pflege", erläutert der Mediziner, "aber wer intensiv duscht, sollte ihr dabei helfen, trotzdem gesund zu bleiben." Auch mit zunehmendem Alter ist es ratsam, die Haut nach dem Duschen mit Fett zu versorgen. Denn mit den Jahren verliert sie ihre Eigenschaft, selbstständig rückzufetten.

Pflegefaule Männer neigen zu Hautproblemen

Im Alltag sei es für viele Frauen selbstverständlich geworden, sich nach dem Duschen einzucremen, so der Experte. Männer würden zwar häufig duschen, aber auf das Einfetten danach oft verzichten. "Deshalb gibt es viele junge Männer, die an Entzündungen der Haut leiden, sie wird durch die Tenside quasi staubtrocken", weiß der Experte aus Erfahrung.

Die Erklärung dafür: "Wenn die Haut entfettet ist, dringt Wasser in die oberflächlichen Hautschichten ein und kann zu Schädigungen führen." Auch kleine Verletzungen und Infektionen können sich leichter ausbreiten, wenn der Fettschutzfilm beschädigt ist.

Empfehlungen für richtiges Duschen

Der Hautarzt gibt folgende Empfehlung für das richtige Duschen ab: Nicht zu heiß duschen, am besten zwischen 37 und 40 Grad Celsius. Erstens, um die Haut nicht zu verbrühen, zweitens, um das Ausweiten der Gefäße zu vermeiden – was zum Nachschwitzen führt.

Auch die Menge des Duschgels sollte nicht übertrieben sein. Das heißt: Nicht zu viel verwenden, nicht zu lange einwirken lassen. "Sich aus hygienischen Gründen zu waschen, ist für jede Person und auch ihr Umfeld wichtig", fasst Aberer zusammen, "aber ein Zuviel belastet die Haut." (Maria Kapeller, 6.11.2017)