Video: Peter Pilz tritt zurück.

Sie ist vorbei. Die Zeit, in der Sätze wie "Was hilft das Höschen aus Paris, ist das Mädchen drunter mies" als humorvoll galten und keine Konsequenzen hatten. Das zeigt der Rücktritt des Abgeordneten Peter Pilz. Laut dem Schreiben der Gleichbehandlungsanwaltschaft an den grünen Klub hat Pilz diese Bemerkung seiner Mitarbeiterin gegenüber fallen gelassen.

Auch wenn Pilz jetzt sagt, dass er sein Mandat im Nationalrat nicht annimmt, weil er eine junge Frau in Alpbach im Jahr 2013 begrapscht haben soll, die Vorwürfe seiner ehemaligen Mitarbeiterin spielen mit Sicherheit ebenfalls eine große Rolle. Warum sollte Pilz wegen eines Übergriffs zurücktreten, an den er sich nach eigenen Angaben nicht erinnern kann, aber einen Fall, in dem mehrere Belästigungen dokumentiert sind, ignorieren? Das ist unglaubwürdig. Was wirklich stimmt, wird die nächste Zeit zeigen, Pilz hat angekündigt, sich an der Aufklärung beteiligen zu wollen. Und er zeigt sich einsichtig: Auch er sei ein alter, mächtiger Mann, der lernen müsse.

Öffentlich machen

Eines zeigt der Fall Pilz ebenfalls: Für eine tatsächliche Veränderung der Gesellschaft ist es essenziell, dass sexuelle Belästigung öffentlich wird und wir darüber diskutieren. Ohne die Berichte über die behauptete Belästigung an Pilz' Mitarbeiterin wären die Vorwürfe über den Übergriff in Alpbach nicht bekannt geworden. Ein Zeuge hat auf Twitter davon berichtet, nachdem er den Artikel über die Mitarbeiterin gelesen hat.

Das gleiche gilt für die "Metoo"-Bewegung. Hätten die Frauen in der Affäre Weinstein nicht den Mut gehabt, von den Vergewaltigungen und Belästigungen durch den Filmproduzenten zu berichten, wir wüssten nichts über sexuelle Übergriffe durch andere Männer in der Filmbranche wie etwa Dustin Hoffmann und Kevin Spacey. Auch der britische Verteidigungsminister wäre wohl nicht zurückgetreten.

Erst diese Veröffentlichungen und die Konsequenzen, die daraus gezogen werden, führen dazu, dass sich die Gesellschaft tatsächlich verändert.

Einfache Grenze

Noch gibt es Widerstand. Manche meinen noch immer, Übergriffe könnten ja auch ein gescheiterter Flirtversuch sein. Dabei ist die Grenze ganz einfach: Nein heißt nein, und Machtpositionen dürfen nicht dazu benutzt werden, andere zu erniedrigen oder seine eigenen sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen.

Jene Fälle, die jetzt bekannt sind, werden Frauen und Männer, die belästigt werden, dazu ermutigen, dagegen aufzutreten und sich zu wehren. Sie werden eine Atmosphäre schaffen, in denen Hände auf Brüsten, Schenkeln und Hintern sowie Altherrenwitze endlich zum Tabu werden und nicht das Ansprechen dieser Übergriffe.

Und dann wird die Zeit wirklich vorbei sein. Die Zeit, in der vor allem alte, weiße Männer glauben, sie könnten tun, was ihnen gefällt, ohne Konsequenzen. (Lisa Kogelnik, 4.11.2017)