Fodas erster Programmpunkt als Teamchef: Einzelgespräche.

Foto: apa/scheriau

Graz – Am Sonntagnachmittag hat Franco Foda seinen Arbeitsurlaub angetreten. In Begleitung von ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel. Die Reise führte nach Marbella, dort halten sich die Reichen und die Schönen auf. Im Laufe des Montags trudeln 24 österreichische Fußballer ein, da es sich um die besten des Landes handelt, sind auch sehr Reiche dabei. Foda wird, von der Präsentation abgesehen, erstmals als Teamchef tätig, Sturm Graz hat in freigestellt. Nach dem Test gegen Uruguay am 14. November in Wien kehrt er heim in die Steiermark, bis zum Ende der Herbstsaison übt er seinen alten Beruf, den als Sturm-Trainer, aus. Sportdirektor Günter Kreissl sucht "ohne Eile" Ersatz. "Es wäre gefährlich, den Neuen zu früh zu präsentieren. Foda genießt vollstes Vertrauen."

Am Samstagnachmittag hat er das Vertrauen in der ausverkauften Merkur Arena gerechtfertigt. Tabellenführer Sturm dominierte Rapid, besser kann eine Mannschaft kaum eingestellt sein. Okay, das Ergebnis passte nicht, das 0:0 spiegelte das Kräfteverhältnis nicht wider. Immerhin ist Rapid diesmal nicht fahrlässig mit den Chancen umgegangen, die Wiener hatten nämlich keine, gerieten nie in den Verdacht, ein Tor erzielen zu können. Trainer Goran Djuricin nannte die spielerische Leistung "schlecht", sprach von einem "rabenschwarzen" Tag. Auf Nachfrage hat er zugegeben, "dass es auch an Sturm lag. Die waren extrem stark".

Der 51-jährige Foda agierte an der Linie souverän. Schwarzer Mantel, Hände in den Hosentaschen, kein Auszucker. Er ging in der ihm zugedachten Choaching-Zone auf und ab, schaffte den Spagat zwischen Klub und Team. Der Deutsche ist nicht zerrissen. "Es wäre ungerecht Sturm gegenüber, nach so einem tollen Auftritt über Österreich zu sprechen." Er wollte auch nicht die Leistungen der Teamspieler von Rapid, von Louis Schaub und Philipp Schobesberger, beurteilen. "Ich bin kein Wunderwuzzi."

Alte Schule

Am Sonntagvormittag leitete er noch das Auslaufen und die Nachbesprechung bei Sturm. Die Assistenten Thomas Kristl und Imre Szabics wechseln ab 1. Jänner ebenfalls zum ÖFB, beide flogen mit nach Marbella. Kristl kehrt jedoch am Dienstagabend zurück, um ab Mittwoch das Training in Graz zu leiten. Bis dahin haben die Sturm-Spieler frei, da brauchen sie echt keine Betreuung.

Deni Alar, Stefan Hierländer und Tormann Jörg Siebenhandl bleiben bei Foda, sie wurden einberufen. Hierländer (26) steht seit eineinhalb Jahren unter den Fittichen des Teamchefs, er beschreibt ihn so: "Kein Trainer von der Stange. Er ist autoritär, von der alten Schule, schätzt das variable Spiel. Er weiß genau, was jeder Einzelne braucht." Die Rapidler übten sich in vornehmer Zurückhaltung. Schaub und Schobesberger sind auf den Spanienaufenthalt "gespannt" Schobesberger rechnet mit "schönem Wetter". Beide nahmen unter Marcel Koller keine tragenden Rollen ein, Schaub hat allerdings zuletzt den Sprung in den Kader geschafft, erzielte drei Tore. "Ich habe viel von Koller gelernt."

Foda wird zunächst Einzelgespräche führen, sich quasi vorstellen, seine Vorstellungen präzisieren. Die Unterhaltung mit Martin Harnik hat er noch vor Abflug telefonisch erledigt. Der 30-jährige Hannover-Legionär erklärte seinen Rücktritt aus dem Nationalteam. Stefan Lainer von Salzburg wurde nachnominiert.

Watfords Sebastian Prödl musste aufgrund von Muskelbeschwerden im Oberschenkel absagen, aber nicht für immer. Dominik Wydra von Erzgebirge Aue rückte nach. Im Marbella Football Center stehen acht Plätze zur Verfügung, die erste Einheit ist für Montagabend, der erste Medientermin für Dienstagmittag angesetzt. Foda wird nicht über Sturm parlieren. (Christian Hackl, 5.11. 2017)