"Durchs Rote Meer" im kleinen Raum des Theater an der Wien – also der "Hölle".

Foto: Herwig Prammer

Wien – "Durchs Rote Meer" geht es aktuell in der Hölle", der Kleinkunstgeschichtsunternehmung im Theater an der Wien. Zwischen Reformation und Revolution, Historismus und Futurismus, Heroismus und Hedonismus aufgespannt sei das neue Programm, erläuterte Georg Wacks einleitend. Selbst eine kranke Lunge und zwei malade Knie könnten seine Mitstreiter nicht an der Präsentation desselben hindern.

Zu Beginn teilte Christoph Wagner-Trenkwitz als umwatteter Moses souverän die Publikumsfluten, bald darauf präsentierte sich Elena Schreiber im Divengewand als Die hysterische Ziege (Friedrich Hollaender). Juwelengleich funkelte die Darstellungskraft Schreibers Stunden später bei Ralph Benatzkys Die billige Anette: Bissiger geht's nimmer. In Summe schimmerten die versunkenen Perlen, die Wacks aus dem Ozean des jüdischen Humors geborgen hat, etwas matter als gewohnt.

Gut: Fritz Grünbaums vergiftete Ode an die Schwiegermutter, die Wagner-Trenkwitz so hingebungsvoll wie wissend vortrug, erheiterte dank doppelbödigen Wortwitzes. Armin Bergs Inhaltsangabe des Lohengrin aber enthielt Längen. Und auch Karl Valentins Sportreportage erwies sich als karge Kost.

Wagner-Trenkwitz' Darstellung der Maria Theresia begann fulminant ("Kaunitz!" – "Kaunitz!!!"), verflachte aber in der fiakerg'miatlichen Präsentationsweise eines historischen Pferdeballetts; immerhin erfreuten hierbei Rosse und Reiter. L.E.O.-Chefmatrose Stefan Fleischhacker pfiff, begleitet vom Ensemble Albero Verde, indische Fantasien herbei; Martin Thoma war wie immer gänzlich Melancholie, und Georg Wacks betrieb mit der Nummer Wenn ein Fräulein eine Publikumsbeschimpfung der heiteren Art.

Aufgrund der Konsumation diverser Getränke und einer zögerlichen Klimaanlage erreichten Stimmung und Raumtemperatur zum Ende zeitgleich ihre Siedepunkte: zumindest in dieser Hinsicht ein höllisch guter Abend. (Stefan Ender, 6.11.2017)