Gut so. Jakob Pöltl bleibt noch eine Weile in der NBA und in Toronto.

Foto: APA/Haselmayer

Vor den Leuten in Kanadas boomender Metropole kann sich der 2,13 Meter Mann nicht mehr verstecken.

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Jonas Valanciunas hält viel von seinem österreichischen Ersatzmann. Der Topcenter der Toronto Raptors spielt seit über einem Jahr mit Jakob Pöltl – und wird von diesem im Training mitunter ganz schön gefordert. "Er braucht noch ein bisschen Erfahrung, aber er wird immer besser", sagte Valanciunas.

Mit dem Brasilianer Lucas Nogueira gibt es einen dritten Center, mit dem sich Pöltl derzeit die Minuten teilen muss. Die Zeit spricht aber für den 22-jährigen Wiener. Dieser habe laut Valanciunas über den Sommer einen großen Schritt nach vorne gemacht. "Er hat hart gearbeitet, und er wächst als Spieler", meinte der Litauer.

Ein Wohlfühl-Video.

Pöltl hat in seiner zweiten NBA-Saison bereits mehrfach aufgezeigt. Der 2,13-m-Mann kam in allen neun bisherigen Saisonspielen zum Einsatz und verzeichnete in fast allen Statistik-Kategorien Karrierebestwerte. Nach Valanciunas' Rückkehr von einer Knöchelverletzung ging die Spielzeit zuletzt aber wieder nach unten. Valanciunas: "Er bekommt seine Minuten, also ist für ihn alles gut."

Billiger Pöltl

Geht es nach Valanciunas, dann muss Pöltl im Kampf mit den NBA-Schwergewichten auch nicht mehr an Masse zulegen. "Er ist stark genug. Er muss sich ja auch noch bewegen können", erinnerte der 25-Jährige, der sich im zweiten Jahr eines lukrativen Vier-Jahres-Vertrages befindet.

Mit 15,4 Mio. Dollar (13,3 Mio. Euro) Jahresgehalt verdient Valanciunas mehr als das Fünffache von Pöltl. Der Litauer ist in dieser Saison mit 9,6 Punkten und 7,0 Rebounds pro Spiel bisher aber unter den Erwartungen geblieben. Manche Kommentatoren und Fans fordern daher bereits mehr Spielzeit für die zweite Garde. Auch ein Trade von Valanciunas oder Nogueira gilt in Toronto nicht als ausgeschlossen.

Keine konkreten Erwartungen

Für Pöltl scheint so oder so Platz zu sein. Die Raptors hatten im Vorjahr immerhin den neunten Pick im Draft in ihn investiert. "Ich erwarte, dass er eine sehr lange und erfolgreiche Karriere in der NBA haben wird", meinte Assistantcoach Jim Sann, der sich hauptsächlich um Pöltl kümmert. Zwölf bis 14 Jahre in der Liga seien durchaus möglich.

Dazu könnte eine generelle Entwicklung beitragen. "Die Center-Position verändert sich ein bisschen – von den Shaquille O'Neals und Patrick Ewings, denen man einfach den Ball reingespielt hat, um etwas damit zu machen, zu Pick-and-Roll-Spielern", meinte Sann. Für das in der NBA oft praktizierte Freiblockieren eines Mitspielern samt folgendem Abrollen als Anspielstation gilt Pöltl mit seiner Beweglichkeit als prädestiniert. Sann: "Ich denke, dass er für sich eine gute Nische gefunden hat."

Sein volles Potenzial soll Pöltl in den nächsten Jahren abrufen. "Wir sind glücklich mit dem Fortschritt, den er macht. Es gibt keine konkreten Erwartungen. Wir wollen, dass er jeden Tag besser wird", erklärte Sann. Statistiken würden nicht immer alles aussagen. "Wir wollen keine Zahlen als Ziele festlegen. Wir wollen, dass er das Spiel positiv beeinflusst, wann auch immer er auf dem Feld ist."

Dreier werfen

Pöltl hat es sich eingerichtet in Toronto. Von seiner Wohnung nahe des Seeufers sind es im dunkelblauen BMW nur zehn Minuten ins Trainingszentrum der Raptors. Dort, im erst 2016 eröffneten BioSteel Centre, verbringt der 22-Jährige den Großteil seiner Tage. Derzeit arbeitet er besonders hart an seinem Distanzwurf. Der Dreipunkter soll noch in dieser Saison ins Repertoire.

300 bis 400 Würfe absolviert Pöltl pro Einheit mitunter zweimal täglich, rund die Hälfte davon von jenseits der 7,24 Meter vom Korb entfernten Linie. Hauptsächlich betreut ihn dabei Jim Sann. "Er ist ein wunderbarer, sehr kluger Bursche. Man ist gern mit ihm zusammen", sagte Sann."Er hat einen großartigen Humor. Gleichzeitig arbeitet er sehr gewissenhaft an seinem Spiel." (APA, red, 7.11.2017)