Mammon und Jedermann: Bei der Verteilung der Salzburger Kulturmittel sind die Festspiele klar im Vorteil.

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Das Schreiben stammt vom 5. September: Unter "Betrifft: Förderung des TV-Festspielmagazins 'Jedermann/Jederfrau' (ORF Salzburg) aus dem Kulturbudget der Stadt Salzburg" stellt der Dachverband Salzburger Kulturstätten der Vorsitzenden des Kulturausschusses des Salzburger Gemeinderats, Karoline Tanzer (ÖVP), mehrere Fragen. Alle drehen sich um 25.000 Euro, die die Stadt heuer erstmals für die Produktion eines TV-Festspielmagazins vergeben hat.

In dem Schreiben heißt es, dass es sich bei der ORF-Sendung "um eine zusätzliche Marketingmaßnahme der Festspiele zulasten des Kulturbudgets der Stadt handelt. Und dies, obschon die Stadt die Salzburger Festspiele bereits umfangreich direkt unterstützt." 2017 mit 3,2 Millionen Euro.

Doppelt geförderte Festspiele

Im Wesentlichen dreht sich in dem dreiseitigen Schreiben alles um den Begriff der Mehrfachförderung. Inwieweit sei die Stadt zuständig für Marketingmaßnahmen der Festspiele, "die bereits unter einem anderen Titel allgemeine Kulturförderung erhält", will die Interessenvertretung von rund 70 Salzburger Kultureinrichtungen wissen. Und: "Steht diese Form der Mehrfachförderung ab nun auch allen anderen Kultureinrichtungen der Stadt offen?"

Außerdem fragen die Kulturleute, ob weitere Produktionen des ORF-Landesstudios gefördert werden sollen und "im Sinne von Gleichbehandlung und Wettbewerbsrecht" nun auch andere Print-, Radio- und TV-Medien in den Genuss der Kulturförderung kommen könnten.

Zwei Monate keine Antwort

Beim Dachverband Salzburger Kulturstätten bestätigt man auf Anfrage des STANDARD das Schreiben an die Vorsitzende des Kulturausschusses. Inhaltlich will man sich aber nicht weiter äußern, da eine Antwort Tanzers noch ausstehe, sagt Geschäftsführer Thomas Randisek am Montag, also zwei Monate nachdem der Brief an die Gemeinderätin geschrieben worden ist.

Tanzer selbst erklärt ihr beharrliches Schweigen mit ihrer Nichtzuständigkeit. Das der Brief auch an den damals noch amtierenden Bürgermeister und Kulturressortchef Heinz Schaden (SPÖ), weitere Mitglieder der Stadtregierung und die Leiterin der Kulturabteilung, Ingrid Tröger-Gordon, gegangen war, sei sie davon ausgegangen, dass das Ressort antworten werden, sagt sie im STANDARD-Gespräch.

Außerdem sei sie als Ausschussvorsitzende allein für die ordnungsgemäße Abwicklung der Tagesordnung und nicht für das inhaltliche Zustandekommen von Amtsberichten zuständig. Die Fragen seien also vom Ressort zu beantworten.

Förderung des Kulturstandorts

Inhaltlich verteidigt die ÖVP-Funktionärin aber die 25.000 Euro für das Festspielmagazin des ORF. Dieses leiste einen Beitrag, dass Salzburg österreichweit und europaweit als Kulturstadt wahrgenommen werde. Genauso fördere die Stadt ja auch ORF-Produktionen wie Dokus und TV-Serien, weil diese einen Gewinn für die Stadt bedeuten.

Bei der Förderung für das ORF-Magazin "Jedermann/Frau" könne sie auch keine Mehrfachförderung erkennen, denn es handle sich ja um eine ganz normale Projektförderung, wie sie für viele Einrichtungen regelmäßig im Kulturausschuss beschlossen werde. Zweitens stelle die Förderung des TV-Magazins nicht eine Förderung der Festspiele per se dar, sondern des Kulturstandorts Salzburg. Zudem sei es durchaus üblich, dass mehrere Gebietskörperschaften sich an Projekten beteiligen. (Thomas Neuhold, 8.11.2017).