Nicht jede Arbeit ist für jede Altersgruppe geeignet. "Altersgerechtes Arbeiten" versucht Arbeit und Gesundheit miteinander zu verbinden.

Foto: Elmar Gubisch

Mehl, das durch Rohrleitungen in die Backstube geleitet wird. Kleine Rollwagen, die beim Transport von Kisten helfen. Tische, die in ihrer Höhe auf die Körpergröße der Arbeiter abgestimmt sind. Eva Schrott, Leiterin der Bäckerei Josef Schrott in Wien, ist stolz auf die Maßnahmen, die ihr Unternehmen zur Gesundheit ihrer Arbeitnehmer setzt. "Wenn die Jungen lernen, körperschonend zu arbeiten, bleiben sie auch länger im Unternehmen", sagt sie.

Schrott ist Teil der zweijährigen EU-Kampagne "Gesunde Arbeitsplätze – für jedes Alter", die vor einem Jahr begonnen hat. Ziel ist es, Bewusstsein dafür zu schaffen, wie Betriebe die Rahmenbedingungen so gestalten können, dass Mitarbeiter gesund und produktiv bleiben. Den Ausgangspunkt bildet der demografische Wandel: Bis 2030 werden Arbeitnehmer im Alter von 55 bis 64 Jahren in vielen europäischen Ländern rund ein Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung ausmachen, zeigt eine Studie der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA).

Gerade ältere Arbeitnehmer verfügen oft über Wissen und Erfahrungen, die sie in den Betrieb einbringen können. Diese gehen bei einem frühen Ausscheiden allerdings verloren. "Qualitative Produkte entstehen nur, wenn man auf den Gesundheitsschutz im Unternehmen achtet", sagte Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Menschen so lange wie möglich im Beruf zu belassen sei ein wirksamer Schutz gegen Altersarmut. Die konkreten Gesundheitsmaßnahmen müssten auf die individuelle Kultur des Unternehmens abgestimmt werden, so Stöger. Die Initiative will dafür Tipps und Anregungen bieten.

Ergonomische Arbeitsplätze und Sport

Bisher seien 35.000 Unternehmen beraten worden, in 14.200 Betrieben habe man Maßnahmen zur "altersgerechten" Arbeit gesetzt, so AUVA-Generaldirektor Helmut Köberl. Die Maßnahmen reichen dabei von Verbesserungen von Beleuchtungsbedingungen über Aufgabenverteilung, sodass Ältere weniger körperliche, dafür mehr Arbeit mit "Erfahrungsaspekten" übernehmen, bis zu gegenseitiger Entlastung in Teams und Teilzeitangeboten.

Der Vorarlberger Leuchtenhersteller Zumtobel Group AG gewann im Rahmen der Kampagne den "Good Practice Award", nachdem er unter anderem eine "Health & Age"-Abteilung im Unternehmen eingerichtet hatte. In der Abteilung geht es darum, Arbeitsplätze ergonomisch zu gestalten, Mitarbeiter zu körperlicher Betätigung zu ermutigen und ein "Generationenmanagement" zu erstellen, bei dem sich ältere und jüngere Arbeitnehmer gegenseitig unterstützen.

An der EU-OSHA-Kampagne sind 36 Länder beteiligt. In Österreich koordiniert das Sozialministerium die Aktion gemeinsam mit Sozialpartnern, Sozialversicherungsträgern und Experten. 50 Informationsveranstaltungen fanden in nahezu allen Bundesländern statt. (Jakob Pallinger, 8.11.2017)