Ednan Aslan, Professor für islamische Religionspädagogik und Autor der Pilotstudie über muslimische Kindergärten in Wien, hat "kein Problem" mit einer Veröffentlichung des Gutachtens über die untersuchte Studie. Gegebenenfalls würde er aber eine Stellungnahme dazu abgeben.

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STANDARD: Was sagen Sie zur Evaluation Ihrer Kindergartenstudie? Die Gutachter bestätigen, dass Ihnen im juristischen Sinn kein wissenschaftliches Fehlverhalten vorgeworfen werden kann.

Aslan: Ich habe kein anderes Ergebnis erwartet. Es war eine Vorstudie, und das haben die Gutachter auch so evaluiert. Ich habe keine Fehler gemacht. Und ich habe nie bewusst Ergebnisse verfälscht oder irgendeiner Partei irgendwelche Dienste mit meiner wissenschaftlichen Arbeit erwiesen, wie mir unterstellt worden ist. Ich bin froh, dass das jetzt auch wissenschaftlich bestätigt wurde.

STANDARD: Die Gutachter kritisieren aber sehr wohl, dass die Studie Mängel aufweist. Und die im Integrationsministerium, dem Auftraggeber, umgeschriebenen Passagen sorgen auch für Rätselraten.

Aslan: Die wissenschaftlichen Gutachter hatten die Aufgabe zu prüfen, ob ein wissenschaftliches Fehlverhalten vorliegt – und die Antwort war eindeutig: Nein. Ich habe zu den angeblichen Eingriffen im Ministerium eine rund 15-seitige Stellungnahme an die Gutachter abgegeben, die wohl in den Bericht eingeflossen ist.

STANDARD: Was sagen Sie zu den monierten Mängeln in der Studie?

Aslan: Es war eine Pilotstudie, und ich wollte damit erreichen, dass eine größere Studie zu diesem Thema gemacht wird. Ich wollte Missstände in den islamischen Kindergärten in Wien aufzeigen – und die habe ich damit aufgezeigt. Diese Pilotstudie bestätigt die Realität in vielen Kindergärten. Wenn eine Methode die Wirklichkeit der islamischen Kindergärten unsichtbar macht, dann ist das für mich die falsche Methode.

STANDARD: Sie sind zurzeit in Israel und bekommen den Bericht am Freitag. Die Uni Wien macht es von Ihrer Zustimmung abhängig, ob das Gutachten veröffentlicht wird. Werden Sie dem zustimmen?

Aslan: Das kann man gern veröffentlichen, ich habe mit einer Veröffentlichung des Gutachtens kein Problem. Sollte es darin Passagen geben, mit denen ich mich grundsätzlich nicht identifizieren kann, dann würde ich verlangen, dass meine Stellungnahme dazu ebenfalls veröffentlicht wird.

STANDARD: Ziehen Sie für sich aus den Vorfällen rund um diese Studie über islamische Kindergärten in Wien, die dann mitten in der Politik gelandet ist, irgendeine Konsequenz? Etwa dass Sie sagen, keine Veröffentlichung einer Vorstudie mehr, wie es etwa Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) gemacht hat, weil das nicht wissenschaftsadäquat kommunizierbar ist, sondern auch politisch instrumentalisiert werden kann?

Aslan: Ich fand es vor allem bemerkenswert, dass man mit so einem Pilotprojekt so übertreibt und ein Weltproblem daraus macht. Sogar hier in Israel wurde ich darauf angesprochen. Ich hätte nie damit gerechnet, dass das so ein Riesenthema wird. Ich wollte die Pilotstudie zu den islamischen Kindergärten ursprünglich ja ohne Öffentlichkeit mit der Stadt Wien machen, aber die Stadt Wien wollte das nicht, weil sie die Gefahr der salafistischen und extremistischen Organisationen im Kindergartenbereich noch immer nicht ausreichend ernst nimmt. Nur, das Problem besteht ja weiterhin. (Lisa Nimmervoll, 8.11.2017)