Die Euphorie rund um das Kursfeuerwerk der Kryptowährung Bitcoin könnte bei 8.000 Dollar ein vorübergehendes Ende nehmen, warnen Analysten von Goldman Sachs.

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Wien – Einem Sprichwort zufolge sind Börsen keine Einbahnstraßen – ein Blick auf die Kursentwicklung der Onlinewährung Bitcoin legt aber eher das Gegenteil nahe: Mit einem neuen Rekordkurs von 7.888 Dollar steht seit Jahresbeginn mehr als eine Verachtfachung zu Buche. Kurstreiber waren am Mittwoch Meldungen, wonach das für 16. November geplantes Update, die Einführung des sogenannten Segwit2X-Protokolls, auf Eis gelegt worden sein soll, um eine Spaltung der Bitcoin-Community zu verhindern.

Allerdings droht dieser Erfolgslauf ohnedies bald zu enden, wenn es nach den technischen Analysten Sheba Jafari und Jack Abramowitz von Goldman Sachs geht. Die Analyse des Kursverlaufs legt ihnen zufolge nahe, dass bei der Marke von 8000 Dollar das vorläufige Ende der Fahnenstange erreicht sein dürfte.

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Auf lange Sicht bleiben sie zwar optimistisch für Bitcoin, warnen nun aber nach den heuer steilen Anstiegen vor einer ausgedehnten Verschnaufpause. Auch Bankchef Lloyd Blankfein zählt nicht zu jenen Wall-Street-Größen, die Kryptowährungen reflexartig mit Tulpenzwiebeln gleichsetzen. Früher sei Geld so viel wert gewesen wie das Gold, durch das es gedeckt war, bevor es durch ungedecktes Papiergeld abgelöst worden sei. "Vielleicht wird es in einer neuen Welt durch Konsens gedeckt", mutmaßt der Goldman-Chef.

Ende Oktober hatte der US-Börsenbetreiber CME dem Bitcoin-Kurs mit der Ankündigung einen Schub verliehen, bis Jahresende den Handel mit Terminkontrakten auf die Kryptowährung aufzunehmen – die Zustimmung aller Behörden vorausgesetzt. Sollte es dazu kommen, wird dies für den früheren Chefanalysten Aaron Brown vom Vermögensverwalter AQR Capital Management zur Bewährungsprobe für Bitcoin & Co.

Bewährungsprobe für Bitcoin

Derzeit sind alle Kryptowährungen knapp 200 Milliarden Dollar wert, davon entfallen fast zwei Drittel auf Bitcoin – wovon ein Großteil nicht durch Käufe, sondern durch das Schürfen dieser Onlinewährungen durch Rechenleistung zum Besitzer gekommen ist. "Wir wissen bisher noch nicht, ob wirklich jemand bereit ist, 200 Milliarden Dollar für all diese Kryptowährungen zu zahlen", sagte Brown zu Bloomberg. "Aber vielleicht sind sie sogar bereit, 500 Milliarden zu zahlen oder nur zehn Milliarden." Erst die Marktöffnung für institutionelle Anleger werde den wahren Wert der Kryptowährungen offenbaren.

Der ursprünglich für 16. November anstehenden, aber umstrittenen Segwit2X-Einführung – das Update hätte das Bitcoin-Netzwerk leistungsfähiger machen sollen – hatten Bitcoin-Anleger mit Spannung entgegengeblickt. Ob das Update damit nun endgültig vom Tisch ist, bleibt allerdings abzuwarten. (Alexander Hahn, 8.11.2017)